„Was ist der Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält, und trägt dieser Kitt für die Zukunft noch?“, fragte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Dankesrede vor der Bundesversammlung im Februar dieses Jahres. Das war für uns ein Anlass und eine Aufforderung, einmal selbst auf Spurensuche zu gehen. Allerdings haben wir uns erlaubt, „zusammen“ wegzunehmen und „Halt“ in alle möglichen Richtungen zu denken. Was gibt uns Halt, wer oder was hält uns auf? Wie viel Halt brauche ich als Person, welchen als Gruppe?
Haltestellen waren für Michael Eickhoff, Chefdramaturg des Schauspielhauses Dortmund, während seiner langen Fahrt mit der Straßenbahnlinie 107 in Essen Objekte seiner Beobachtungen, die er als ein Schauspiel der Wirklichkeit beschreibt. Religion, zumeist die christliche, war über Jahrhunderte ein wesentlicher Halt im Leben vieler Menschen. Heute, in einer säkularen Gesellschaft, ist Glauben zu einer Frage der Wahl und einem Lebensstilmodell geworden, meint Petra Bahr, Landessuperintendentin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Kirche. Sie plädiert für einen notwendigen und gehaltvollen Streit über Gottesfragen. Dass Kultur Halt gibt, kann, muss aber nicht sein. Aber für ein Exil-Ensemble schon, für sich und auch für die Aufnahmegesellschaft. Sieben Schauspieler aus Afghanistan, Syrien und Palästina haben die Erfahrungen ihrer „Winterreise“ durch Deutschland auf die Bühne des Gorki-Theaters gebracht. Halt sei genau das Gegenteil von dem, was ein Leben bestimmt, sagt einer der besten Freikletterer der Welt, David Lama, und für ihre unbeugsame Haltung im Lebensweg und in ihrer Forschung hat die Politikwissenschaftlerin „Lin“ Ostrom bislang als einzige Frau den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften bekommen, wie die Reportage von Axel Reimann zeigt.

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Heraus­geberStiftung Mercator
Seiten36
VeröffentlichungJuli 2017
SpracheDeutsch

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