Pressemitteilung
Berlin, 09.05.2016

Journalisten, Meinungsmacher und Politiker beklagen einen Schwund von Zusammenhalt in der Europäischen Union. Nach Finanz-, Schulden- und Flüchtlingskrise kündigt sich im Frühsommer 2016 mit dem Referendum über einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens bereits die nächste große Herausforderung für die Union an.
Dieser Entwicklungen zum Trotz belegt eine neue Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR), dass die engen Verbindungen zwischen den Staaten der EU selbst nach Jahren im Krisenmodus keineswegs abgerissen oder nachhaltig geschwächt sind. Im Gegenteil: Der Zusammenhalt in Europa ist robuster als oftmals angenommen.
Mit dem EU Cohesion Monitor präsentiert der ECFR neue Erkenntnisse, die den Zusammenhalt als unterschätztes Kräftereservoir der EU zeigen. Der ECFR bietet damit ein neues Instrument an, dass es ermöglicht, Zusammenhalt innerhalb der EU genauer als bisher zu definieren.
Die Ergebnisse
Es zeigt sich: Die Staaten der EU und ihre Gesellschaften sind durch vielfältige Verbindungen seit Jahrzehnten miteinander verknüpft. Das hat viel mehr Spuren hinterlassen, als auf den ersten Blick sichtbar wird.
Während Länder des Südens wie Spanien, Italien und Griechenland nach der Finanzkrise mit Blick auf den EU-Zusammenhalt Einbußen erleben, weist der EU Cohesion Monitor nach, dass ostmitteleuropäische Länder wie Polen, die Tschechische Republik und die Slowakei klar dazu gewonnen haben.
Der EU Cohesion Monitor zeichnet für alle Länder der EU ein eigenes Zusammenhaltsprofil. Ihre Stärken und Schwächen werden direkt erkennbar. Ein Beispiel ist Ungarn, das laut dem EU Cohesion Monitor zwar strukturell eng mit der EU verbunden ist und von ihr profitiert, dessen Bürger aber kaum über persönliche Kontakte zu anderen EU-Bürgern verfügen.
Großbritannien schneidet beim Thema Zusammenhalt auffallend schlecht ab. Die relativ niedrigen Werte lassen auf eine eher geringe Bereitschaft Großbritanniens schließen, innerhalb der EU zusammen zu arbeiten. Diese mangelnde Bindung wird im EU Cohesion Monitor eindrucksvoll illustriert. Das Ergebnis macht deutlich, warum eine Austrittsdebatte in einem Land wie Großbritannien große Wirkung entfalten kann und nicht etwa in Staaten mit einem höheren Niveau von Zusammenhalt.
Der EU Cohesion Monitor verdeutlicht, dass Zusammenhalt kein stabiler Wert ist, sondern sich immer wieder verändert. Das ermöglicht nicht nur Regierungen, sondern auch zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bürgern der EU, gezielt darauf Einfluss zu nehmen und erkennbare Defizite auszugleichen. Jeder kann auf der Basis des Materials Betätigungsfelder identifizieren, durch politisches, gesellschaftliches oder individuelles Engagement den Zusammenhalt gezielt zu stärken.
Der EU Cohesion Monitor ist Teil des Projekts Rethink: Europe, einer gemeinsamen Initiative des ECFR und der Stiftung Mercator. Er wird am Mittwoch, 11. Mai von 11.00 bis 13.00 Uhr im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung „Zusammenhalt in Krisenzeiten: Wie viel EU steckt in Europa?“ im ProjektZentrum Berlin der Stiftung Mercator, Neue Promenade 6, 10178 Berlin präsentiert. Anmeldungen bitte an berlin.office@ecfr.eu.
Weiterführende Informationen
Alle Informationen zum EU Cohesion Monitor sind ab dem 11. Mai unter www.ecfr.eu/eucohesionmonitor abrufbar. Dort findet sich auch ein Lehrfilm, der für Unterrichtszwecke und Fortbildungen frei zur Verfügung steht.  
Für Interviews zum EU Cohesion Monitor steht Ihnen der Politologe und EU-Experte Josef Janning, Direktor des Berliner Büros des ECFR, zur Verfügung.
Pressekontakt:
Gemma Pörzgen, ECFR
Tel: +49-1723002296
gemma.poerzgen@gmx.net

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Lothar Kuhn
Leiter Bereich Kommunikation
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