Pressemitteilung
Essen, 24.03.2015

Es ist ein für die Kulturelle Bildung in Deutschland einzigartiges Forschungsvorhaben: Bis 2017 untersuchen sechs vom Rat für Kulturelle Bildung e.V. geförderte Projektteams an deutschen Universitäten und Forschungsinstituten die Wirkungen Kultureller Bildung anhand langfristiger, empirischer Erhebungen. Dies geschieht fächerübergreifend sowie im Verbund mit Bildungsinstitutionen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort im Rahmen des mit 1,2 Millionen Euro dotierten „Forschungsfonds Kulturelle Bildung. Studien zu den Wirkungen Kultureller Bildung“. Die Fördermittel stellt die Stiftung Mercator, eine der sechs Mitgliedsstiftungen des Rats für Kulturelle Bildung e.V., zur Verfügung.
Margrit Lichtschlag, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Vereins, zum Start der sechs Projekte: „Wir freuen uns über die Vielfalt und den hohen Anspruch der Projekte, die nun anlaufen. Das Gesamtvorhaben zeichnet sich auch deshalb aus, weil oft bloß vermutete oder behauptete Wirkungszusammenhänge endlich verstärkt empirisch untersucht werden.“ Dr. Tobias Diemer, Leiter des Bereichs Bildung bei der Stiftung Mercator, zum Start des Forschungsfonds: „Mit ihrer Förderung möchte die Stiftung Mercator einen Beitrag zur Verbesserung und Weiterentwicklung der empirischen Grundlagenforschung über die Wirkungen Kultureller Bildung bei Kindern und Jugendlichen leisten." Zu wissen, was Kulturelle Bildung bewirke und wie sie wirke, sei wichtig, um ihren Stellenwert als grundlegenden Teil der Bildung und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen besser zu verstehen und zu festigen.
Den Auftakt machte das Projekt „Transfereffekte musikalischer Frühförderung auf Kognition und Leseentwicklung (MusiCo)“, der MPI-Forschungsgruppe REaD (Reading Education and Development). Projektleiter PD Dr. Sascha Schroeder zum Start der Untersuchung: „Die positive Wirkung von Musik im Kindesalter auf das Lernverhalten ist in den vergangenen Jahren vielfach überschätzt, generalisiert und in Teilen widerlegt worden. Allerdings erhärten sich die Hinweise, dass musikalische Praxis, etwa das Singen, beim Erwerb von Schriftsprache eine förderliche Rolle spielen kann. Die Zusammenhänge wollen wir in einer umfänglichen Studie mit Kindern in rund 20 Kindergartengruppen untersuchen.“
Partner der sechs Projekte zur Erforschung Kultureller Bildung sind die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Alfter, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Hochschule für Musik und Tanz Köln, das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin, die Philipps-Universität Marburg sowie die Universitäten Kassel, Regensburg und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Die Projekte laufen für je zwei Jahre. Beteiligt sind rund 30 Forscherinnen und Forscher, mehrere Kindertagesstätten, etwa 30 Schulen sowie 30 Jugendkunstschulen und zehn kulturpädagogische Einrichtungen. Zusammengenommen werden bei den Untersuchungen rund 2.700 Kinder, Jugendliche, Studierende sowie Künstlerinnen und Künstler befragt oder sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Versuche.
Prof. Dr. Eckart Liebau, Vorsitzender des unabhängigen Expertengremiums Rat für Kulturelle Bildung, zum Auftakt der Forschungsvorhaben: „Die Annahme, Kulturelle Bildung trage per se zur Persönlichkeitswerdung und Allgemeinbildung bei, ist hinlänglich verbreitet. Allerdings wissen wir noch zu wenig über die tatsächlichen soziologischen, pädagogischen und psychologischen Wirkungsmechanismen der verschiedensten kulturellen Angebote. Nicht jedes Angebot mit dem Titel Kulturelle Bildung dient Kindern wirklich oder hilft Erwachsenen tatsächlich, wenn sie ihre Wahrnehmungsfähigkeit und praktischen kulturellen Fähigkeiten erweitern wollen.“ Der Rat für Kulturelle Bildung ist ein interdisziplinär besetztes Beratungsgremium von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Künstlerinnen, das ebenfalls durch den Stiftungsverbund getragen wird. Er hat in seinen Publikationen „Alles immer gut. Mythen Kultureller Bildung“ (2013) und „Schön, dass ihr da seid. Kulturelle Bildung: Teilhabe und Zugänge“ (2014) mit Nachdruck verstärkte Forschung auf dem Gebiet der Wirkungsforschung angemahnt. „Die Projekte im Forschungsfonds Kulturelle Bildung antworten auf dieses Desiderat“, so Liebau weiter.
Informationen zum „Forschungsfonds Kulturelle Bildung. Studien zu den Wirkungen Kultureller Bildung“
Eine unabhängige Kommission aus sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wählte sechs Projekte aus insgesamt 78 eingegangenen Projektanträgen für eine Förderung im Rahmen des Forschungsfonds Kulturelle Bildung aus. Es handelt sich um zweijährige, empirische Forschungsprojekte in verschiedenen künstlerischen Sparten Kultureller Bildung. Die Studien erforschen die Wirkungen spezifischer Aktivitäten bei Kindern, Jugendlichen und Studierenden sowie Künstlerinnen und Künstler beim Tanzen, zum Beispiel beim Lesen literarischer Texte, beim Gestalten von Bildern und Skulpturen sowie beim Musizieren oder Hören von Musik im Hinblick auf den Erwerb von ästhetischen, emotionalen, kognitiven, sensomotorischen und sozialen Erfahrungen und Kompetenzen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten in interdisziplinären Gruppen. Der Forschungsfonds Kulturelle Bildung ist ein Projekt des Rats für Kulturelle Bildung e.V., gefördert durch die Stiftung Mercator.  
Informationen zum Rat für Kulturelle Bildung e.V.
Dem Stiftungsverbund, der in Form des Vereins Rat für Kulturelle Bildung e.V. mit Geschäftsstelle in Essen organisiert ist, gehören sechs Stiftungen an: ALTANA Kulturstiftung, Bertelsmann Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, PwC-Stiftung, Siemens Stiftung, Stiftung Mercator. Jede der Stiftungen ist auf dem Gebiet der Kulturellen Bildung aktiv und sieht in der Stärkung und Entwicklung wirksamer Angebote und Strukturen Kultureller Bildung eine für sie zentrale Aufgabe. Allen Stiftungen gemeinsam ist die Wertschätzung künstlerischer Arbeits- und Ausdrucksformen als wesentlicher Teil der Bildung von Persönlichkeit und Kompetenzen. Seine gemeinnützigen Ziele verwirklicht der Stiftungsverbund derzeit durch drei Projekte: den Rat für Kulturelle Bildung (unabhängiger Expertenrat), den Forschungsfonds Kulturelle Bildung sowie eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel „Qualitätsinstitut Kulturelle Bildung“.
Weitere Informationen finden Sie unter www.rat-kulturelle-bildung.de, Rubrik Projekte. Die oben genannten Publikationen des Expertenrats finden Sie als PDF zum Download in der Rubrik Publikationen.
Kontakt: Dr. Andreas van Hooven
Telefon: 0201-89 94 35-12 oder 0201-89 94 35-0

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