Pressemitteilung
08.06.2011

Berlin/Essen, 8.6.2011 – Gestern hat der European Council on Foreign Relations (ECFR) zusammen mit der Stiftung Mercator kurz vor den Parlamentswahlen in der Türkei die Studie „What does Turkey Think?” der Öffentlichkeit vorgestellt. Zusammen mit den Machern der Studie diskutierten u.a. Hans Eichel, Bundesfinanzminister a.D., und Cem Özdemir, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, über die heutige moderne Türkei und die Ergebnisse der Studie. Die Publikation wurde durch die Unterstützung der Stiftung Mercator ermöglicht und ist ein gemeinsames Projekt vom ECFR, der Stiftung Mercator, dem Centre for Liberal Studies in Sofia (CLS) und dem Centre for Economics and Foreign Policy Studies in Istanbul (EDAM).
In der Essaysammlung „What does Turkey think?“ nehmen türkische Politiker, Experten und Intellektuelle verschiedener politischer und säkularer Ausrichtung zur innen- und außenpolitischen Lage der Türkei Stellung und widmen sich den Themen Demokratie, Außenpolitik und Identität des Landes. Damit deckt die Publikation auch die zentralen Themen der diesjährigen Parlamentswahlen ab: demokratische Konsolidierung, Kurden-Frage, Wirtschaft und Verfassungsänderung.
Die heutige, moderne Türkei wartet nicht mehr auf den EU-Beitritt, sondern ist mit 10 % Wirtschaftswachstum (2010) selbst starker politischer Akteur und als solcher über seine bisherige Rolle als bloßer Partner des Westens herausgewachsen. Geführt von der muslimisch-demokratischen AKP ist die Türkei wichtiges und aktives NATO-Mitglied zugleich, bleibt aber auch der Hamas und dem Iran verbunden und verfolgt eigene sicherheitspolitische und kommerzielle Interessen.
Die Publikation kommt zu dem Ergebnis, dass viele Türken sich von der EU und deren Zurückhaltung gegenüber dem türkischen EU-Beitritt entfremdet fühlen und die EU an Stellenwert in vielen türkischen Debatten verloren hat. Dennoch bleibt sie in zentralen politischen und wirtschaftlichen Bereichen relevant. Sie hat geholfen, die Demokratisierung in der Türkei deutlich voranzutreiben und ist größter Absatzmarkt für türkische Produkte. Die wirtschaftliche und politische Nähe der Türkei zur EU übt auch eine gewisse Anziehungskraft auf die Nachbarn im Nahen Osten aus. Im innenpolitischen Bereich wird erkannt, dass die EU helfen könnte, die Kurdenfrage zu schlichten und die internen Differenzen der Türkei zu verkleinern.
„What does Turkey think?” ist Teil einer Studienreihe des ECFR, die interne Debatten und Dynamiken in einer multipolaren Welt beleuchtet. Die Publikation folgt der gleichen Methodologie wie „What does Russia think?” und dem Buch von ECFR-Direktor Mark Leonard „What does China think?“. 
Stimmen zur Studie
Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer Stiftung Mercator
„Die Essaysammlung ‚What does Turkey think?‘ gibt uns einen aktuellen Einblick in die Sichtweise der modernen Türkei von heute. Kernanliegen der Stiftung Mercator ist dabei, nicht ‚über‘ die Türkei, sondern mit ihr zu sprechen und ihr mit offenen Ohren zuzuhören. Dafür engagieren wir uns.“
Cem Özdemir, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen
„‚What does Turkey think?‘ gibt einen guten und zeitgemäßen Einblick in die dynamische politische Debatte in der Türkei. Die Studie ist ein wertvoller Beitrag zu einem besseren Verständnis der Türkei auf ihrem Weg der Demokratisierung und ihrer Rolle als regionaler Akteur.“
Ruprecht Polenz, MdB
„Der arabische Frühling erhöht die strategische Bedeutung der Türkei. ‚What does Turkey think?‘ gibt wertvolle Einsichten in die inneren Befindlichkeiten und außenpolitischen Absichten eines Landes, dessen Weg in beiderseitigem Interesse in die Europäische Union führen sollte, wenn alle Beitrittskriterien erfüllt sind.“
Dr. Dimitar Bechev, Senior policy fellow, Leiter ECFR-Büro Sofia
„Turkey is now an actor, an economic pole, and perhaps an aspiring regional hegemon. Shunned by the EU, Turkey has paradoxically become more like it: globalised, economically liberal and democratic.”
Ibrahim Kalın, Außenpolitischer Berater des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdoğan
„The new dynamism in Turkish foreign policy over the last decade has prompted a range of questions. To answer such questions, one needs to understand the changes in Turkish domestic politics, in surrounding regions and in the global order over the first decade of the 21st century.”
European Council on Foreign Relations
Der European Council on Foreign Relations ist der erste pan-europäische Think Tank. 2007 gegründet, versucht der ECFR eine wertebasierte und kohärente Europäische Außenpolitik zu fördern.
Stiftung Mercator
Die Stiftung Mercator gehört zu den großen deutschen Stiftungen. Sie initiiert und unterstützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercators fördert sie Vorhaben, die den Gedanken der Weltoffenheit und Toleranz durch interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den Austausch von Wissen und Kultur anregen: www.stiftung-mercator.de
Weitere Informationen
Download „What does Turkey think?”:
http://www.ecfr.eu/page/-/ECFR35_TURKEY_AW.pdf
Hintergründe, Artikel und Podcasts des ECFR zum Thema Türkei: http://ecfr.eu/content/entry/turkey
Kontakt
ECFR Sofia
Dr. Dimitar Bechev
Tel.: +359 (0) 2421 4052
E-Mail: Dimitar.bechev@ecfr.eu
ECFR Berlin
Tel.: +49 (0) 30 3250 5100
E-Mail: nora.neuwinger@stiftung-mercator.de

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