Nordrhein-Westfalen ist Deutschlands wichtigster Standort für energieintensive Industrie und konventionelle Energiewirtschaft. Wie kann in einer Industriestruktur wie dieser die Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem erfolgen und die Energiewende vorangetrieben werden? Das untersuchte ein Forscherteam unter Federführung des Wuppertal Instituts in einem zweijährigen Forschungsprojekt im Cluster "Transformation industrieller Infrastrukturen" des Virtuellen Instituts "Transformation – Energiewende NRW". Das Virtuelle Institut wird vom Wuppertal Institut gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) koordiniert. Die zentralen Ergebnisse des Projekts im Industrie-Cluster fasst die jetzt erschienene Broschüre zusammen.
Der Industriestandort Nordrhein-Westfalen (NRW) ist einem starken Veränderungsdruck und Strukturwandel ausgesetzt. Das gilt unter anderem für die energieintensive Industrie, die sich in einem starken internationalen Wettbewerb und dem damit verbundenen Kostensenkungsdruck befindet. Hinzu kommen Veränderungen durch die zunehmende Digitalisierung von industriellen Produktionsprozessen. Die Energiewende mitsamt dem Ausbau erneuerbarer Energien und den mit ihnen verbundenen Flexibilitätsansprüchen ist ein weiterer Treiber dieses strukturellen Wandels.
Im Zentrum der Forschung des Virtuellen Instituts "Transformation – Energiewende NRW" stehen laut Prof. Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Instituts, vor allem die "nichttechnischen Aspekte der Energiewende". Hierdurch hebt sich das Institut deutlich von der stark technisch geprägten Forschung ab und stellt die vielschichtige Gestaltung der Umsetzungsprozesse in den Fokus.
Im Cluster "Transformation industrieller Infrastrukturen" untersuchte das Projektteam zunächst die Auswirkungen des Ausbaus erneuerbarer Energien auf die Gesamtwirtschaft Nordrhein-Westfalens sowie auf zentrale industrielle Wertschöpfungsketten. Dabei standen einerseits die Stromwirtschaft im Mittelpunkt als auch die Frage, inwiefern die einzelnen Regionen des Landes in unterschiedlicher Weise betroffen sind. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt galt der Untersuchung interner Transformationsprozesse in der Industrie und ihren Treibern. Ergänzend analysierte das Konsortium im Rahmen eines Diskussionsprozesses mit Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, wie Kooperationen zwischen verschiedenen Industriebranchen zur Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes NRW beitragen und auf welche Weise derartige Kooperationen gestärkt werden könnten. "Neben der Darstellung des Mehrwertes ist dafür vor allem der Aufbau von Vertrauen zwischen den Unternehmen wichtig, um gemeinsam Kooperationsmöglichkeiten ausloten zu können", sagt Dr. Daniel Vallentin, Leiter des Forschungsprojekts vom Wuppertal Institut. Das Virtuelle Institut setzt seine Arbeit fort und wird sich zukünftig verstärkt mit den Wechselwirkungen zwischen übergreifend-wirkenden gesellschaftlichen Trends und der Energiewende beschäftigen.
Ökonomische Effekte der Energiewende in NRW
Eine von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durchgeführte Input-Output-Analyse ergab, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien insgesamt einen positiven Wertschöpfungseffekt für Nordrhein-Westfalen hat. "Dennoch profitiert NRW nicht so stark vom Ausbau der erneuerbaren Energien wie viele andere Bundesländer", fügt Vallentin hinzu. Da der Wegfall von Investitionen in konventionelle Erzeugungsstrukturen nicht umkehrbar ist, empfiehlt das Forscherteam die Herstellung und den Betrieb von Anlagen zu stärken für die Nutzung erneuerbarer Energien sowie deren Systemintegration, um die Wertschöpfungschancen weiter auszubauen und von den globalen Wachstumsmärkten profitieren zu können.
Erfolgsfaktoren und Gestaltung von Transformationsprozessen
Das Forscherteam untersuchte außerdem beispielhaft, wie industrielle Transformationsprozesse auf regionaler Ebene und ganz konkret auf Unternehmensebene gelingen können. Die Analyse zeigt, welche Faktoren und Instrumente dafür von zentraler Bedeutung sind. Zu den zentralen Anknüpfungspunkten gehören die energetische Optimierung der Produktionsstrukturen und die Reduktion der Treibhausgasintensität durch den Einsatz innovativer Prozesse und Produkte. Chancen ergeben sich aber auch durch Kooperationen zwischen verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel zwischen der Chemie- und der Stahlindustrie, in denen beispielsweise Reststoffe der einen Branche als Ausgangsprodukt für die andere Branche verwendet werden. Um diese Potenziale zu steigern, ist unternehmensseitig häufig ein Umdenken und der Aufbau adäquater interner Strukturen notwendig.
Mitglied der KlimaExpo.NRW und Koordination und Projektpartner
Das Virtuelle Institut "Transformation – Energiewende NRW" ist ein Verbund von zehn Forschungsinstituten, der sich mit den sozialen und ökonomischen Fragen der Energiewende in NRW befasst. Das Forschungsprojekt im Cluster "Transformation industrieller Infrastrukturen" wurde von der Stiftung Mercator gefördert. Beteiligt waren das Energiewirtschaftliche Institut der Universität zu Köln (EWI), das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, das Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior am E.ON Energy Research Centre der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen sowie das Forschungszentrum Jülich.
Zwei weitere Themen-Cluster beschäftigen sich mit den Themen "Mentalitäten und Verhaltensmustern" sowie "Governance und Partizipation". Beide Cluster wurden kürzlich als Klimaschutzvorreiter in die KlimaExpo.NRW aufgenommen.
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