Pressemitteilung
Berlin, 12.04.2016

Die Befragung gibt Aufschluss über die Einstellung der Bevölkerung zu Integrationsmaßnahmen für Asylbewerber und zu Flüchtlingsunterkünften in der Nachbarschaft. Gefragt wurde auch nach einer Einschätzung, wie sich die aktuellen Flüchtlingszahlen auf den Wohlstand in Deutschland auswirken könnten. Die Befragung ergibt: Zwar befürwortet eine deutliche Mehrheit frühe Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge, zugleich nimmt im Befragungszeitraum die Sorge zu, dass die hohe Flüchtlingszuwanderung den Wohlstand in Deutschland bedroht.
Der Frage, ob „die aktuelle Anzahl an Asylbewerbern eine Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland“ ist, stimmten im Februar 2016 43,2 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund „voll und ganz“ oder „eher“ zu. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund lag der Wert mit 44,9 Prozent geringfügig höher. Im Zeitraum von März bis August 2015 war die Zustimmung zu dieser Aussage noch deutlich geringer ausgefallen: bei den Befragten ohne Migrationshintergrund betrug sie 28,7 Prozent, bei den Befragten mit Migrationshintergrund waren es 37,5 Prozent. Die Mehrheit der Befragten sah aber auch im Februar 2016 den Wohlstand in Deutschland „eher nicht“ oder „gar nicht“ bedroht (56,9 % der Befragten ohne Migrationshintergrund und 55,1 % der Befragten mit Migrationshintergrund). „Zwischen Frühjahr 2015 und Frühjahr 2016 hat mit den ansteigenden Zuzugszahlen die Sorge zugenommen, dass die vergleichsweise hohe Flüchtlingszuwanderung eine Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland darstellt“, sagte Prof. Dr. Heinz Faßmann, Mitglied des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration.
Eine vertiefende Analyse zeigt, dass das Ausmaß der Befürchtungen vor allem von zwei Faktoren abhängt: vom Bildungsniveau und von der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage. „Je niedriger das Bildungsniveau, desto stärker sind die Befürchtungen, dass die aktuelle Anzahl der Asylbewerber den Wohlstand in Deutschland bedroht“, sagte Prof. Faßmann. „Außerdem zeigt sich: Wer die eigene wirtschaftliche Lage als (eher) schlecht einschätzt, fürchtet eher um den Wohlstand in Deutschland als diejenigen, denen es wirtschaftlich gut geht.“
Für das Integrationsbarometer 2016 sind zwischen März und August 2015 insgesamt 5.396 Personen mit und ohne Migrationshintergrund befragt worden. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Deutschland. An der Zusatzbefragung im Februar 2016 nahmen 601 Personen ohne und 341 mit Migrationshintergrund teil.
Im Rahmen des Integrationsbarometers 2016 wurde auch nach der Akzeptanz von Flüchtlingsunterkünften in der eigenen Wohngegend gefragt. Damit hätten zwar nur 21,9 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund ein Problem, doch vermuten knapp 60 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund, dass ihre Nachbarn dem ablehnend gegenüber stünden. Bei der Antwort spielt möglicherweise eine Rolle, dass persönliche Vorbehalte nicht geäußert werden, weil Befragte ihre Antwort an einer von ihnen vermuteten ‚sozialen Erwünschtheit‘ ausrichten. Bei der Einschätzung der Stimmungslage in der Nachbarschaft fällt eine negative Aussage hingegen nicht auf den Befragten zurück.
Integrationskurse für Flüchtlinge stoßen dagegen auf sehr hohe Zustimmung bei der Bevölkerung: Rund 97 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund sprechen sich dafür aus, dass Asylbewerber gleich nach ihrer Ankunft Integrationsmaßnahmen wie z. B. Deutschkurse erhalten, und zwar unabhängig von ihren Bleibeperspektiven. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund sind die Zustimmungswerte mit 90 Prozent ebenfalls sehr hoch. „Der Rückhalt der Bevölkerung für Integrationsangebote geht damit über die geltende Regelung hinaus, wonach nur Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive Zugang zu Integrationskursen haben“, sagte Prof. Dr. Heinz Faßmann, Mitglied des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR).
Alle weiteren Ergebnisse des Integrationsbarometers, beispielsweise zum Integrationsklima in Deutschland, werden mit dem SVR-Jahresgutachten 2016 am 26. April veröffentlicht.
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Über den Sachverständigenrat
Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration geht auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören sieben Stiftungen an. Neben der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung sind dies: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Vodafone Stiftung Deutschland. Der Sachverständigenrat ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Beobachtungs-, Bewertungs- und Beratungsgremium, das zu integrations- und migrationspolitischen Themen Stellung bezieht und handlungsorientierte Politikberatung anbietet. Die Ergebnisse seiner Arbeit werden in einem Jahresgutachten veröffentlicht.  
Dem SVR gehören neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und Forschungsrichtungen an: Prof. Dr. Christine Langenfeld (Vorsitzende), Prof. Dr. Hacı Halil Uslucan (Stellvertretender Vorsitzender) sowie Prof. Dr. Gianni D’Amato, Prof. Dr. Thomas K. Bauer, Prof. Dr. Petra Bendel (seit 2016), Prof. Dr. Wilfried Bos, Prof. Dr. Claudia Diehl, Prof. Dr. Heinz Faßmann, Prof. Dr. Christian Joppke sowie Prof. Dr. Ludger Pries (bis 2016).
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