Pressemitteilung
Köln/Zürich/Windisch, 12.09.2013

Studie des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache und des Zentrums Lesen identifiziert Indikatoren für wirksame Sprachförderung und gibt Empfehlungen für die Umsetzung in der Praxis
 
Die Verankerung sprachlicher Bildung und Förderung im pädagogischen Konzept einer Bildungseinrichtung und die kontinuierliche Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte sind zentrale Voraussetzungen für eine wirksame Sprachförderung. Das zeigt eine Analyse internationaler empirischer Studien, die das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln und das Zentrum Lesen der Pädagogischen Hochschule an der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag der Bildungsdirektion des Kantons Zürich durchgeführt haben.
Mit der Expertise legen das Mercator-Institut und das Zentrum Lesen eine Übersicht darüber vor, welche Faktoren empirisch belegt zu einer wirksamen Sprachförderung beitragen. Ein Merkmal etwa ist die sinnhafte Einbettung der Sprachförderung in den Unterricht (Situierung): Kinder und Jugendliche sollen erkennen, welchen Sinn eine Aufgabe hat und welche Wirkung sie mit dem Ergebnis erzielen können. Eindeutige Befunde gibt es auch zur Wirksamkeit kooperativer Lernformen: In der Interaktion mit Lehrpersonen oder Gleichaltrigen lernen die Schülerinnen und Schüler, sich in die Perspektive ihres Gegenübers hineinzuversetzen und so zu formulieren, dass ihre Absichten und Ziele für den anderen erkennbar sind.
„Sprachliche Bildung darf nicht von der Motivation einzelner pädagogischer Fachkräfte abhängen. Nur wenn sie fest im Programm einer Schule oder einer Kita verankert ist, erfahren alle Kinder und Jugendlichen die Sprachförderung, die sie benötigen und es entsteht Chancengerechtigkeit“, fasst Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache und Mitautor der Expertise, die Ergebnisse zusammen. Für die Umsetzung empfehlen die Experten eine Projektgruppe aus mehreren Lehrkräften. Mit Unterstützung des Schulteams und der Schulleitung kann sie die systematische Verankerung vorantreiben.
Zahlreiche Studien zeigen jedoch auch, dass Sprachförderprogramme wirkungslos bleiben, wenn die pädagogischen Fachkräfte im Vorfeld nicht ausreichend geschult werden. Das gilt insbesondere für die diagnostischen Fähigkeiten. Prof. Dr. Hansjakob Schneider, Ko-Leiter des Zentrums Lesen: „Lehrer müssen in der Lage sein, den Sprachförderbedarf ihrer Schüler zu erkennen. Dafür existieren bereits einige wissenschaftlich geprüfte und praxistaugliche Instrumente. Für den frühkindlichen Bereich empfehlen wir Qualitätszirkel in der Bildungseinrichtung, geleitet von speziellen Sprachförderkräften, die das Team fortbilden und, wenn nötig, externe Spezialisten einbeziehen.“
Die Bildungsdirektion des Kantons Zürich will die Befunde der Expertise für die Entwicklung einer durchgängigen Strategie für eine wirksame Sprachförderung über alle Bildungs- und Schulstufen von der frühen Kindheit bis zur Sekundarstufe II nutzen. Bildungsdirektionen Schweizer Kantone sind von ihren Zuständigkeiten her vergleichbar mit den deutschen Kultusministerien der Länder.
Auch wenn Teilbereiche der Sprachförderung bereits gut erforscht sind, weisen die Autoren dennoch auf Defizite hin: „Besonders spärlich ist die Forschungslage zum mündlichen Sprachgebrauch. Hier gibt es bisher kaum gesicherte empirische Kenntnisse, sodass wir nur sehr eingeschränkt Empfehlungen für die Praxis geben können“, erklärt Schneider.
Die vollständige Expertise können Sie unter
www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/mediathek/publikationen.html“>www.zentrumlesen.ch

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