Pressemitteilung
Essen, 22.10.2019

Kaum eine Region wie „das Ruhrgebiet“ ist so stark von Vorurteilen geprägt. Mit einer im Auftrag der Stiftung Mercator erstellten Studie haben heute die Autoren Wolfgang Roters, Gerhard Seltmann und Christoph Zöpel in Essen einen Debattenbeitrag vorgelegt, der gefühlte Fakten und lang gehegte Vorurteile mit Zahlen, Daten und Fakten konfrontiert. Im Mittelpunkt bei der Vorstellung der Studie standen die großen Herausforderungen, vor denen die Region Ruhr steht.
Geringe Steuerkraft, hohe Sozialausgaben sowie aufgrund der hohen Altschulden niedrige Investitionen und hohe Steuersätze stellen derzeit für die Region ein fünffaches Dilemma der Kommunen dar. Als zentrale Herausforderung identifizieren die Autoren daher die Wiederherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit der Städte und Kreise an Rhein und Ruhr. Mit Vorlage des „Deutschlandplans“ durch die Bundesregierung hat aus Sicht der Autoren die notwendige Diskussion über eine Reduzierung von Altschulden und die Anhebung von Bundesanteilen bei Sozialleistungen begonnen.
Als weiteres zentrales Handlungsfeld stellt die Studie den überdurchschnittlichen Bevölkerungsanteil in der Region heraus, der auf soziale Mindestsicherungsleistungen angewiesen ist. Dass sich die Armut verfestigt, ist Fakt und steht in Widerspruch zum deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit, dem erheblichem Anstieg der sozialversicherten Beschäftigungsverhältnisse und der erheblichen Steigerung des Bruttoinlandsprodukts in der Metropole Ruhr seit 2006. Ein Anteil von über 15 % Beziehern von Mindestsicherung an der Bevölkerung stellt die Kommunen vor große soziale und finanzielle Herausforderungen.
Die Förderung der Forschung und Investitionen in die Hochschulbildung benennen die Autoren als weiteres zentrales Handlungsfeld. Die Agglomeration Ruhr ist mit 280.000 Studierenden, 2.600 Professor*innen und 600 Studiengängen die größte Hochschullandschaft Deutschlands. Die Hochschulfinanzierung hält dabei jedoch nicht Schritt: Dem Anstieg der Studierendenzahl seit 2009 um über 50 % steht ein Wachstum der Personaldecke von nur 20 % gegenüber. Bei der Ansiedlung von Forschungseinrichtungen sieht die Studie die Region eklatant vernachlässigt. In Wissenschaftsregionen wie München und Berlin sind deutlich mehr Einrichtungen großer Forschungsgesellschaften beheimatet. Nur 2,5 % der Mitarbeitenden großer Forschungseinrichtungen arbeiten im Ruhrgebiet. Zwölf Instituten in ganz NRW stehen allein in München acht Institute plus Hauptsitz der Max-Planck-Gesellschaft gegenüber. Von 1996 bis 2016 flossen aus den Förderprogrammen des Bundes bspw. 768 Mio EUR nach München, während die Ruhrregion lediglich 129 Mio EUR erhielt.
Download der Studie unter www.stiftung-mercator.de/ruhr

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