Pressemitteilung
15.02.2012

Bessere Perspektiven für eine wichtige, aber bislang vernachlässigte Randgruppe auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Das ProSALAMANDER-Projekt der Universitäten Duisburg-Essen und Regensburg ermöglicht zugewanderten Akademikern künftig eine geregelte Nachqualifizierung. Die Essener Stiftung Mercator stellt dafür 2,5 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre zur Verfügung.

Ingenieure zum Beispiel sind auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt: Bis 2020 werden jedes Jahr 35.000 neu eingestellt. Prognosen besagen, dass in drei Jahren bereits 130.000 Hochschulabsolventen fehlen werden. Eine gut ausgebildete, aber bislang zu wenig erschlossene Gruppe auf dem Arbeitsmarkt sind Migranten, die in ihren Herkunftsländern schon eine technische Ausbildung durchlaufen haben.

Lassen sie sich in Deutschland nieder, müssen sie sich oft mit schlecht bezahlten Aushilfsjobs über Wasser halten. Jeder zweite der mehr als zehn Millionen erwerbsfähigen Einwanderern ist als Ingenieur oder Techniker nach Deutschland gekommen. Stammen sie aus der Türkei oder Polen, muss über die Hälfte von ihnen damit rechnen, dass ihr beruflicher Abschluss nicht anerkannt wird. 80 Prozent der Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion sind ingenieurwissenschaftlich ausgebildet.

In 12 bis 18 Monaten individuell nachqualifiziert

Eine adäquate Nachqualifizierung ermöglicht ab dem kommenden Wintersemester das ProSALAMANDER-Projekt („Programm zur Stärkung ausländischer Akademi-ker/innen durch Nachqualifizierung an den Universitäten Duisburg-Essen und Regensburg“). Zunächst prüft eine Clearingstelle an den beiden Universitäten individuell, welche Vorleistungen anerkannt werden können. Der identifizierte Nachholbedarf wird anschließend fachlich, sprachlich und methodisch geleistet, je nach zielgruppenspezifischem Zuschnitt. Intensive Beratung und Betreuung sind weitere Programmelemente.

Im Mai wird die Bewerbungsrunde für die erste Stufe ausgeschrieben. In dieser Phase können 32 Teilnehmer mithilfe von Stipendien, die die Stiftung Mercator finanziert, in 12 bis 18 Monaten einen Hochschulabschluss erwerben, der für den deutschen Arbeitsmarkt qualifiziert. Ein Jahr später werden nochmals 32 Kandidaten in die Maßnahme aufgenommen. Die fachliche Nachqualifizierung wird sich voraussichtlich auf die Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften sowie die Medizin konzentrieren, sofern weitere Analysen den entsprechenden Bedarf in diesen Fächern bestätigen.

Bundesweit Vorreiter
„ProSALAMANDER ist ein Modellprojekt für eine bessere Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund an zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens: Der Abschluss an einer deutschen Hochschule und damit die Möglichkeit, einer der Qualifikation entsprechenden Arbeit nachzugehen, ist chancengleiche Teilhabe am Arbeitsmarkt, für die wir als Stiftung eintreten“, so Professor Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator.

„Mit ProSALAMANDER können wir ein bundesweit ausstrahlendes Projekt für eine wichtige, bisher aber vernachlässigte Gruppe entwickeln und damit einen weiteren Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und zur Öffnung der Hochschule für neue Zielgruppen leisten“, freut sich Professor Dr. Ute Klammer, Prorektorin für Diversity Management an der Universität Duisburg-Essen. Prof. Dr. Rupert Hochholzer, Projektleiter in Regensburg, ergänzt: „Nicht nur im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist das Projekt von großer Bedeutung. Es bietet den zugewanderten Akademikern außerdem die Chance, ihr Potenzial auszubauen und in die Gesellschaft einzubringen.“

Das neue Gemeinschaftsprojekt geht aber auch neue Wege innerhalb des deutschen Hochschulsystems: Bei zugewanderten Akademikern wird bisher meist nur der Einzelfall geprüft. Künftig sollen Anerkennungspfade als Standardprozesse definiert werden, die beispielhaft für das deutsche Hochschulsystem sein sollen.

Weitere Informationen: 
•    Prorektorin Prof. Dr. Ute Klammer, Projektleitung Universität Duisburg-Essen, Tel. 0201/183-2002, marisa.klasen@stiftung-mercator.de 

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Lothar Kuhn
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