Pressemitteilung
Berlin, 18.03.2013

Am 18.3. fand die zweite Konferenz des Projekts „Global Turkey in Europe“ statt, die von der Stiftung Mercator gemeinsam mit dem Istanbul Policy Center (IPC) und dem Istituto Affari Internationali (IAI) organisiert wurde. Auf dem Programm standen drei Panel-Diskussionen mit Türkeiexperten aus ganz Europa. Die Keynote Speech hielt Kemal Derviş, ehemaliger Wirtschaftsminister der Türkei und heutiger Vize-Präsident der Brookings Institution. In seiner Rede warb er für eine positive Vision für Europa und die Türkei.

Jede Veränderung braucht eine Geschichte. Eine Geschichte, die die Menschen begeistert, die weitererzählt wird und zu einer Vision werden kann. Europa ist momentan auf der Suche nach so einer Geschichte und die Türkei kann und wird Teil dieser sein. Wie eine solche gemeinsame Geschichte Europas und der Türkei aussehen kann, zeigte Kemal Dervis‘ Rede: In einem flexiblen Europa, mit politisch stärker integrierten Mitgliedsländern und verschiedenen Mitgliedschafts-Modi, kann die Türkei zu einem wichtigen Mitglied der Union werden, ohne dabei auch Mitglied der Eurozone zu sein. Innerhalb eines solchen europäischen Ankers, könnte die Türkei ihre global starke Rolle als Mittler zwischen EU und mittlerem Osten am besten einnehmen. Davon würden alle Seiten profitieren.

Egal ob die Türkei in Europa zukünftig dieser Geschichte folgt oder einen anderen Weg einschlägt, eines steht für viele Experten der Konferenz fest: Momentan bewegt sich wenig. Bisherige Reform- und Demokratisierungserfolge der Türkei, wie sie Fuat Keyman, Direktor des Istanbul Policy Centers aufzeigte, gehen nicht weit genug und sind dazu in letzter Zeit ins Stocken geraten. Auch das zunehmende Desinteresse türkischer Bürger an einer EU-Mitgliedschaft wurde immer wieder in der Diskussion genannt. Gründe dafür gibt es zahlreiche: Ein kriselndes Europa wird in der Türkei immer weniger als attraktiver Partner gesehen, die ablehnende Rhetorik mancher europäischer Politiker im Beitrittsprozess verstärkt den Eindruck nicht wirklich gewollt zu werden und die steigende Bedeutung der Türkei in den Nachbarländern im Osten schärft den Blick in eine andere Himmelsrichtung als nach Europa.

Dabei gibt es eine Reihe positiver Anknüpfungspunkte: Die Türkei und Europa haben viele historische Verbindungen, viele Menschen, die in der Türkei und Europa leben und arbeiten, wissenschaftliche Austausch- und Kooperationsprojekte, die intensiver stattfindet und die Türkei und Europa bereits heute eng verbinden. Und die Diskussionen auf den Panels zeigten vor allem eines: es ist an der Zeit, diese Geschichten und Visionen „auf die Straße zu bringen“, wie ein Gast während einer der Fragerunden bemerkte.

Mehr zum Programm und den auf der Konferenz diskutierten Papern gibt es hier.

Pressekontakt

Lothar Kuhn
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