Pressemitteilung
23.03.2010

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe Literatur und …  der Stiftung Mercator empfing der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani gestern erstmals zwei Gesprächspartner in Essen, um mit ihnen über das Verhältnis von Literatur und Religion zu sprechen. „Sibylle Lewitscharoff und Martin Mosebach geben der deutschen Literatur etwas von jener Welthaltigkeit, jener Außenwahrnehmung und auch metaphysischen Grundierung zurück, die bis zum Zweiten Weltkrieg charakteristisch für sie war“, sagte  Kermani. „Die beiden gehören zu den Gegenwartsautoren, die mir persönlich besonders viel bedeuten. Gespräche mit ihnen sind stets kurzweilig und lehrsam, ebenso stringent wie sprunghaft.“

Die Veranstaltung Literatur und … ist eine neue Veranstaltungsreihe der Stiftung Mercator, bei der Navid Kermani an verschiedenen Abenden mit Gästen über das Verhältnis von Literatur zu unterschiedlichen Themen diskutiert. Der gestrige Abend stand unter dem Motto „Literatur und Religion“. Rund 100 Gäste verfolgten in den Räumen der Stiftung Mercator die spannende Diskussion zwischen Kermani und seinen Gästen. Sibylle Lewitscharoff las aus dem Buch Hiob und Martin Mosebach aus Goethes Dichtung und Wahrheit. Anschließend diskutierten sie mit Kermani über das Verhältnis von Literatur zum Heiligen.

„Mit der Veranstaltung Literatur und … Religion möchte die Stiftung Mercator wichtige Impulse für den laufenden Diskurs über kulturelle Identität und religiöse Zugehörigkeit geben und ihr Haus einmal mehr für Diskussionen zu aktuellen Themen öffnen“, so Dr. Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe wird sich mit dem Verhältnis von Literatur und Politik beschäftigen.

Die Stiftung Mercator fördert Navid Kermani seit dem 1. Oktober 2009 als Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). Das Fellowship ist auf zwei Jahre angelegt. Während dieser Zeit beschäftigt sich der habilitierte Orientalist mit dem wissenschaftlichen Projekt „Orientalistik als Kulturwissenschaft“. Im Rahmen der Förderung tritt Kermani bei verschiedenen Veranstaltungen der Stiftung auf, um mit Experten über wichtige gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren.

Zu den Personen:
Die studierte Religionswissenschaftlerin Sibylle Lewitscharoff begann ihre schriftstellerische Tätigkeit mit dem Verfassen von Radiofeatures und Hörspielen. 1994 wurde ihr erstes Buch 36 Gerechte veröffentlicht. Mit ihrem Roman Pong gelang ihr der literarische Durchbruch, für den sie 1998 den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt. Zahlreiche weitere literarische Preise folgten, so für den Roman Apostoloff der Preis der Leipziger Buchmesse 2009. In diesem Jahr erhielt sie den Berliner Literaturpreis, der mit der Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der FU Berlin verbunden ist.

Martin Mosebach begann nach seinem Jura Studium mit der Schriftstellerei. Auch er wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so zuletzt mit dem Büchner-Preis. Sein Buch Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind, in dem er sich in mehreren Essays mit liturgischen Formen in der katholischen Kirche auseinandersetzt, führte zu einer breiten, vor allem auch innerkatholischen Kontroverse. Derzeit arbeitet er als Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin.

Parallel zur Veranstaltung war die Fotoausstellung „Riten. Religiöse Vielfalt im Ruhrgebiet“ von Brigitte Krämer in den Räumen der Stiftung Mercator zu sehen. Die Ausstellung kann noch bis zum 30. April 2010 montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr in der Huyssenallee 46 in Essen besucht werden. Der Eintritt ist kostenfrei. Bei Gruppenbesuchen ab vier Personen wird um vorherige Anmeldung unter 0201 – 245 22 20 gebeten.

Über die Stiftung Mercator:
Die Stiftung Mercator gehört zu den großen deutschen Stiftungen. Sie initiiert und unterstützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Im Sinne Gerhard Mercators fördert sie Vorhaben, die den Gedanken der Welt-offenheit und Toleranz durch interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den Austausch von Wissen und Kultur anregen. Die Stiftung zeigt neue Wege auf und gibt Beispiele, damit Menschen – gleich welcher nationalen, kulturellen und sozialen Herkunft – ihre Persönlichkeit entfalten, Engagement entwickeln und Chancen nutzen können. So will sie Ideen beflügeln. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von einer unter-nehmerischen, internationalen und professionellen Haltung. Dem Ruhrgebiet, der Heimat der Stifterfamilie, fühlt sie sich in besonderer Weise verbunden.

Pressekontakt

Lothar Kuhn
Leiter Bereich Kommunikation
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