Der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani wird zum 1. Oktober 2009 Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) gefördert durch die Stiftung Mercator. Das Fellowship ist auf zwei Jahre angelegt. Das gaben das KWI und die Stiftung Mercator am Mittwochvormittag in Essen bekannt. Kermani wird sich unter anderem dem wissenschaftlichen Projekt „Orientalistik als Kulturwissenschaft“ widmen und im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Stiftung Mercator auch in öffentlichen Veranstaltungen auftreten.
„Erst wenn die nahöstlichen Kulturen in einem Zusammenhang mit der eigenen Vergangenheit und Gegenwart studiert, wenn sie nicht länger als Exotikum begriffen werden, das positiv in seiner faszinierenden Kuriosität, negativ in seiner Bedrohlichkeit zu studieren ist, finden die Geisteswissenschaften zu einem angemessenen Verständnis auch der eigenen, europäischen Geschichte, Literatur und Kultur“, so Navid Kermani. Zentraler Baustein des Fellowships ist das wissenschaftliche Projekt „Orientalistik als Kulturwissenschaft“. In sechs Veranstaltungen wird Navid Kermani zudem renommierte Schriftsteller nach Essen laden, sein neues Buch vorstellen und mit Experten über verschiedene kulturwissenschaftliche Themen sprechen.
„Mit Navid Kermani gewinnt das KWI einen herausragenden Wissenschaftler, der sich zudem an der Diskussion über wichtige gesellschaftliche Fragen beteiligt“, sagt Prof. Dr. Claus Leggewie, Direktor des KWI. „Die Zusammenarbeit mit Kermani wird unseren Forschungsschwerpunkt Interkultur bereichern, in dem die Grundlagen der modernen Kultur praxisnah und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Fragen erforscht werden.“ Das KWI ist das kulturwissenschaftliche Forschungskolleg der Universitätsallianz Metropole Ruhr.
„Mit dem Fellowship fördert die Stiftung Mercator erstmalig exklusiv das Schaffen einer Einzelperson“, so Dr. Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator. Navid Kermani sei eine der führenden Stimmen innerhalb der Orientalistik sowie der politischen und literarischen Debatten in Deutschland. Die Stiftung wolle ihm ermöglichen, eine Neuorientierung seines Faches als Teil der allgemeinen Kulturwissenschaften zu begründen.
Zur Person Navid Kermani:
Navid Kermani (geb. 1967), als Sohn iranischer Eltern in Siegen aufgewachsen, studierte Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Kairo und Bonn. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. In seinen Veröffentlichungen führt er in wesentliche Bereiche des Islams und in die Beziehung zwischen Kunst und Religion ein wie z.B. in „Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran“ (2000) oder schreibt in seinem Buch „Der Schrecken Gottes. Attar, Hiob und die metaphysische Revolte“ über den Aufstand gegen den Schöpfer in den drei monotheistischen Religionen. Für sein akademisches und literarisches Werk ist er mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem Stipendium der Villa Massimo. Navid Kermani engagiert sich im interkulturellen Dialog und ist Mitglied der Deutschen Islamkonferenz.
Weitere Informationen:
magdalena.schaeffer(at)kwi-nrw.de