Pressemitteilung
31.10.2007
"Heimat ist kein Ort – Heimat ist ein Gefühl" singt Herbert Grönemeyer und trifft damit genau den Zeitgeist. Jedes Jahr wandern etwa 150.000 Deutsche aus oder gehen auf Zeit ins Ausland, um ihre Chancen auf Arbeit zu verbessern. Andere erfüllen sich einen langgehegten Traum vom Aussteigen. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach Sicherheit, einem festen Zuhause, kurz: Heimat. Das Promotionskolleg Ost-West der Ruhr-Universität richtet in Kooperation mit der Universität Salzburg die Tagung "Heimat als Erfahrung und Entwurf" aus. Junge europäische Kulturwissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen, die die Tagung selbstständig vorbereitet haben und gestalten, widmen sich mit ihren Beiträgen dem Thema Heimat in all seinen Facetten. Die öffentliche Tagung findet vom 1. bis 4. November 2007 an der Universität Salzburg statt und wird von der Stiftung Mercator gefördert.
Die Wissenschaftler setzen sich während der Tagung intensiv mit dem aktuellen Heimat-Trend auseinander, dem Wunsch nach einer festen Heimat, die idealerweise alles hat, was Menschen sich wünschen. Sie beleuchten, wie Menschen sich ein Bild von ihrer (oder der erhofften) Heimat machen und fragen nach historischen Wurzeln und Leitfaktoren, die diesen Trend prägen. Dazu gehört die Diskussion fester Vorstellungen, die in Form von mehr oder weniger fragwürdigen Stereotypen daherkommen.

Der Tagungsort Salzburg in Österreich bietet sich besonders an, denn kaum ein anderes Land ist durch so viele verklärende Vorstellungen geprägt, wie die Alpenrepublik. Die Klischees vom Bergidyll und Madeln im feschen Dirndl haben sich in Filmen und Büchern manifestiert und halten sich hartnäckig. Bei Sachertorte und Wiener Melange hoffen viele Migranten dort das bessere Leben zu finden. Währenddessen wird im Land selbst massiv über seine Rolle als Einwanderungsland gestritten. In Österreich gibt es anteilsmäßig zur Bevölkerung so viele Zuwanderer wie in den USA.

Ganz anders sieht es aus, wenn Menschen statt eine neue Heimat zu finden ihre alte verlieren. Die Forscher ergründen am Beispiel von Erfahrungsberichten russisch-orthodoxer Altgläubiger in Lettland den langen Weg der Identitätssuche, die mit der Suche nach einer neuen Heimat einhergeht. Sie zeigen während der Tagung, wie persönliche Identität und Identitätsfindung mit der Heimat verknüpft sind und führen als extremes Beispiel das Internetprojekt "Russland-2" an, das einen alternativen Heimatentwurf zum Putinschen Russland entwickelt und große Resonanz bei den russischen Intellektuellen findet.

Kontakt:
Dr. Josef König
Pressestelle Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234/32 – 22830
Weitere Auskünfte erteilen:
Dr. Frank Hoffmann
Institut für Deutschlandforschung
Tel. 0234/32 – 27863

Silke Flegel
Institut für Deutschlandforschung
Tel. 0234/32 – 28863
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