Pressemitteilung
14.01.2010

„Deutschland ist in den letzten Jahren weltoffener und bunter geworden“, sagte der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani beim ersten Neujahrsempfang der Stiftung Mercator. „Quer durch die politischen Lager hat man in den letzten Jahren begonnen, die Integration politisch zu gestalten, statt deren Verwerfungen populistisch auszuschlachten. Dieser Kurs muss gerade nach dem Minarettverbot in der Schweiz und dem Erstarken rechtspopulistischer Parteien in vielen Ländern Europas fortgesetzt werden.“ Kermani diskutierte gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Graf über die gesellschaftliche Herausforderung religiöser Pluralität, über Wahrheitsansprüche der Religion und Europa als Aufklärungsprojekt.
Auch Friedrich Wilhelm Graf betonte die hohe Gegenwartsbedeutung von Aufklärungstraditionen, klagte aber zugleich eine differenzierte Analyse des Schweizer Minarettverbots ein, für das ja gerade politisch links engagierte Frauen gestimmt hätten – keineswegs nur Rechtspopulisten. Entscheidend sei in einer ethnisch wie religiös pluralistischen Gesellschaft die strikte Unterscheidung von Recht und Moralischem, Legalität und Legitimität. Verständigung zwischen Menschen ganz unterschiedlicher religiöser Überzeugungen sei nur möglich, wenn alle Beteiligten die gegebene Rechtsordnung akzeptierten.
Der „Dialog der Religionen“ stand im Fokus des ersten Neujahrsempfangs der Stiftung Mercator: „Mit dem Neujahrsempfang möchte die Stiftung zu Beginn des Jahres ihr Haus für Ideen und Impulse zu Themen öffnen, die die Stiftung bewegen. Wir glauben bei Mercator an die integrierende Kraft von Religion“, sagte Dr. Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator. Dr. h.c. Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH, gab zudem einen Ausblick auf das Jahr der Kulturhauptstadt.
Die Stiftung Mercator eröffnete an diesem Tag außerdem in ihrem Haus die Fotoausstellung „Riten. Religiöse Vielfalt im Ruhrgebiet“ von Brigitte Krämer. Die Ausstellung kann ab sofort bis zum 30. April 2010 werktags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr in der Huyssenallee 46 in Essen kostenlos besucht werden. Bei Gruppenbesuchen ab vier Personen wird um vorherige Anmeldung unter 0201 – 245 22 20 gebeten.
Mehr als 180 Gäste aus Politik und Wirtschaft, Kultur und Medien, Wissenschaft und Religion kamen zum ersten Neujahrsempfang der Stiftung Mercator. Aus der Politik waren es u.a. Michael Mertes, Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Kultur und Medien des Landes NRW, und Rolf Fliß, Bürgermeister der Stadt Essen. Aus der Wissenschaft kamen u.a. die Rektoren der drei Universitäten Bochum, Duisburg-Essen und Dortmund, Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Direktor der NRW School of Governance, und Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Aus der Kultur nahmen Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, und Michael Schulz, Generalintendant des Musiktheaters im Revier, teil.
Eine Videodokumentation der Veranstaltung finden Sie hier

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Lothar Kuhn
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