Pressemitteilung
Frankfurt, 20.02.2015

Wie leiten islamische Rechtgelehrten aus Koran und Sunna praktische Normen für die Gläubigen ab? Und was bedeutet dies für das islamische Recht im deutschen Kontext? Antworten auf diese Fragen gibt Serdar Kurnaz in seiner Dissertationsschrift „Methoden zur Normgewinnung (istinbāt al-hukm). Eine Rekonstruktion der Methoden zur Interpretation autoritativer, textueller Quellen bei ausgewählten islamischen Rechtsschulen“, die er jetzt an der Universität Frankfurt abgeschlossen hat. Die Arbeit ist damit eine der ersten deutschen islamisch-theologischen Promotionen zum islamischen Recht und ein wichtiger Schritt zur Beheimatung des Islams in Deutschland.
Der 27-jährige muslimische Theologe untersucht, wie in islamischen Rechtsschulen Verhaltensnormen für Gläubige ermittelt werden. Kurnaz kommt zu dem Schluss, dass die traditionellen Rechtsgelehrten Koran und Sunna auf immer wieder neue Kontexte angewandt haben.  Dies ermöglichte ihnen, Antworten auf immer neue religiöse Fragestellungen zu geben.
Die Promotion ist eine der ersten islamrechtlichen Forschungsarbeiten der deutschen Islamischen Theologie und ein wichtiger Meilenstein für die Beheimatung des Islams in Deutschland. Begutachtet wurde sie vom Koranwissenschaftler Prof. Ömer Özsoy (Frankfurt), dem Rechtswissenschaftler Prof. Mathias Rohe (Erlangen-Nürnberg) und dem islamischen Religionspädagogen Prof. Harry Harun Behr (Frankfurt). Nach Auffassung der Gutachter entwickelt Kurnaz auf Basis der Tradition des Islams die muslimische Normenlehre in Deutschland grundlegend weiter. Die Arbeit stelle den argumentativen Reichtum der islamischen Normenlehre dar und sei eine wichtige kulturvermittelnde Leistung für den deutschsprachigen Raum. Auf Grundlage dieser Leistung wurde die Dissertation mit der bestmöglichen Note summa cum laude bewertet. Kurnaz ist damit der erste Absolvent des Graduiertenkollegs islamische Theologie.
Dr. Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator, betont den Beitrag der Arbeit zur Entwicklung der Islamischen Theologie in Deutschland: „Wir gratulieren Herrn Kurnaz zur Fertigstellung seiner Promotion. Dass an Universitäten in Deutschland Dissertationen in der islamischen Theologie entstehen, wird dieser auch eine öffentliche Stimme geben können. So wird ein Beitrag zum interreligiösen Dialog geleistet und für eine plurale Gesellschaft in Deutschland.“
Weitere Informationen zur Arbeit:
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Über das Graduiertenkolleg Islamische Theologie
Das Graduiertenkolleg Islamische Theologie ist standortübergreifend an den Universitäten Münster, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt, Hamburg, Osnabrück, Paderborn und Tübingen eingerichtet. Ziel ist es, Nachwuchswissenschaftler in der Islamischen Theologie auszubilden. Das Graduiertenkolleg leistet damit einen wichtigen Beitrag, um die Voraussetzungen für die Ausbildung von Religionslehrern für islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen zu schaffen. 16 Doktoranden promovieren an einem der sieben Standorte und nehmen am Studienprogramm des Kollegs teil, das auch renommierte Gastwissenschaftler aus dem Ausland integriert.  
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