Pressemitteilung
15.10.2009

Die erste Mercator Research Group (MRG) an der Ruhr-Universität ist startklar: Mit Dr. Magdalena Sauvage (Boston), Dr. Sen Cheng (San Francisco) und Dr. Markus Werning (Düsseldorf) ernannte RUB-Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler jetzt die ersten drei Professoren. Sie werden ab 1.1.2010 an der RUB eine eigenständige Forschergruppe aufbauen, die unterschiedliche Aspekte des Themas „Strukturen des Gedächtnisses“ bearbeiten wird. Die drei Nachwuchsprofessoren wurden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren aus 52 internationalen Bewerbern ausgewählt. Eine zweite Mercator Research Group zum Thema „Räume anthropologischen Wissens“ ist in Vorbereitung. Die beiden Mercator Research Groups, deren Gründung die Ruhr-Universität und die Stiftung Mercator 2008 beschlossen haben, werden mit insgesamt 10 Millionen Euro für sechs Jahre durch die Stiftung Mercator gefördert. Mit den drei neuen Professuren stärkt die RUB erneut ihre Position als international herausragender Standort der Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses.

International vernetzt und mit Seniorberatern
Zentrale Fragen der Mercator Research Group „Strukturen des Gedächtnisses“ sind zum Beispiel: Welche Gehirnstrukturen tragen zu Gedächtnisinhalten bei? Wie wird ausgewählt, was wird behalten und was vergessen? Wie interagieren die verschiedenen Gedächtnis-relevanten Areale? Gibt es Aspekte des Gedächtnisses, die nur Menschen besitzen und die somit wesentliche Teile der Evolution des Menschen markieren? Die drei jungen Wissenschaftler werden zu verschiedenen Aspekten eigenständige Arbeitsgruppen aufbauen und interdisziplinär wie international vernetzt arbeiten. Dabei steht ihnen ein selbst gewählter Seniorprofessor als Berater zur Seite, der einerseits die internationale Vernetzung stärken und andererseits die eigene reiche Erfahrung einbringen soll. Gemeinsam werden junge und erfahrene Forscher neue Experimente, Konzepte und Theorien entwickeln, die auf höchstem internationalem Niveau konkurrenzfähig sein werden. „Durch die Mercator Forschergruppen will die Stiftung Profilbereiche der Universität ausbauen, eine innovative Organisationsform unterstützen und zugleich interdisziplinärer Forschung zu einer starken institutionellen Basis in der Universität verhelfen“, so Dr. Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator.

Beste Bedingungen für junge Spitzenforscher in Bochum
Mit den Mercator Forschergruppen stärkt die Ruhr-Universität erneut ihre Spitzenposition in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mit der neuen Gruppe arbeiten insgesamt 18 eigenständige Nachwuchsgruppen junger Wissenschaftler an der RUB. Erst kürzlich bewilligte das Land NRW die Einrichtung von fünf neuen Nachwuchsforschergruppen. „Frühe Unabhängigkeit herausragender PostDocs und Juniorprofessoren und die Möglichkeit, mit eigenen Budgets selbstständig wissenschaftlich zu arbeiten, erweist sich als Erfolgsmodell für die Unterstützung der wissenschaftlichen Karrieren junger Forscherinnen und Forscher“, so Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler. „Kein Zufall also, dass Nachwuchswissenschaftler der Ruhr-Universität auch im Jungen Kolleg der NRW-Akademie der Wissenschaften die größte Gruppe stellen.“

„Neurobiologie des Gedächtnisses“
Die Gruppe von Dr. Magdalena Sauvage wird mittels Verhaltensverfahren und funktioneller Bildgebung das Gedächtnis von Kleintieren untersuchen. Ihr Ziel ist es, seine Prinzipien, seine Inhalte und seine Grenzen zu erforschen. Dazu wird die Gruppe komplexe und kreative Verhaltensexperimente entwickeln, teils angepasst an die funktionelle Bildgebung (fMRT), um die funktionelle Organisation gedächtnisrelevanter Hirnstrukturen zu analysieren. In Kombination mit den anderen Gruppen ergibt sich ein weltweit einzigartiger Zugang, um der Struktur des episodischen Gedächtnisses näher zu kommen.

Dr. Magdalena Sauvage, geboren 1974 in Frankreich, schloss ihr Studium der Neurowissenschaften 1997 in Bordeaux ab und wurde 2001 am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München promoviert. Von 2002 bis 2005 forschte sie als Postdoktorandin im Graybiel Laboratory am MIT in Boston (USA). Bis zu ihrem Wechsel nach Bochum arbeitete sie als Research Assistant Professor im Eichenbaum Laboratory in Boston/USA.

„Funktionelle Architektur des Gedächtnisses“
Die Gruppe von Dr. Sen Cheng erforscht die theoretischen Grundlagen der Lern- und Gedächtnisprozesse auf der Netzwerkebene. Dabei rückt sie die Dynamik dieser Prozesses, die bisher fast ganz vernachlässigt worden sind, in den Fokus. Die Forscher arbeiten sehr nah an experimentellen Daten wie elektrophysiologischen und EEG-Ableitungen und Verhaltens- und Bildgebungsdaten. In ihrer Arbeit verwenden sie quantitative Analysemethoden, mathematische Modelle und Computersimulationen von neuronalen Netzen. Die Arbeitsgruppe arbeitet eng zusammen mit internationalen Neurowissenschaftlern und Spezialisten auf dem Campus der RUB, etwa in der Psychologie, Biologie, Medizin und Neuroinformatik.

Dr. Sen Cheng, 1975 geboren, schloss sein Studium im Jahr 2000 mit dem M.Sc. in Physik an der Michigan State University / USA ab, wo er 2002 auch promoviert wurde. Bis zu seinem Wechsel an die RUB forscht er am Sloan-Swartz Center for Theoretical Neurobiology der University of California in San Francisco.

„Theorie des Gedächtnisses“
Die Gruppe von Dr. Markus Werning arbeitet auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes und der Sprachphilosophie mit einem stark interdisziplinären, neuro-philosophischen Ansatz. Sie wird eine integrative Theorie entwickeln, die das Thema Gedächtnis im weiteren Kontext der Philosophie verortet. Einerseits wird sie den Zusammenhang zwischen semantischem Gedächtnis und begrifflicher Repräsentation sowie deren Rolle für die Konstitution sprachlicher Bedeutung herstellen. Andererseits entwickelt sie eine Beziehung zwischen dem episodischen Gedächtnis und den Phänomenen Zeiterfahrung, Vergegenwärtigung von Vergangenheit und Zukunft sowie personaler Identität. Dabei nutzt sie die Elektroenzephalographie (EEG) und die funktionelle Kernspintomographie. Außerdem erarbeiten die Forscher theoretische Modelle in Zusammenarbeit mit der zweiten Arbeitsgruppe sowie der Bochumer Neuroinformatik. Die Beziehung zur ersten Arbeitsgruppe und weiteren neuro-wissenschaftlichen Einrichtungen an der RUB wird u.a. durch die Übersetzung von Tier- und Mensch-Modellen hergestellt. Die Gruppe ist Vermittlerin innerhalb der Mercator Research Group und zentrale Kontaktstelle zu den Humanforschungseinrichtungen an der RUB.

Dr. Markus Werning, Jahrgang 1970, schloss sein Studium der Philosophie und Physik 1999 an der FU Berlin ab, war Research Scholar am Rutgers Center of Cognitive Science in New Jersey und wissenschaftlicher Angestellter an den Universitäten von Erfurt und Düsseldorf. Dort wurde er 2005 promoviert und arbeitete unter anderem in der DFG-Forschergruppe "Funktionalbegriffe und Frames". Zuletzt vertrat er die Professur für Theoretische Philosophie in Mainz.

Weitere Informationen
Claudia Haun, Dr. Thomas Koch
Ruhr-Universität Bochum, Dezernat 1
Tel. (0234) 32-22163/-29142
E-Mail: thomas.koch(at)uv.rub.de

Redaktion: Meike Drießen

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