Stefan Aust ist im Rahmen einer öffentlichen Vorlesung offiziell zum diesjährigen Gastprofessor für Politikmanagement der Stiftung Mercator an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen ernannt worden.
„Ich möchte berichten, was ich selbst erlebt habe“, erklärte der Jour-nalist den rund 300 Studierenden zu Beginn seiner Antrittsvorlesung. Die Wahrnehmung des deutschen Einigungsprozesses aus Sicht des Journalisten und die besondere Rolle der Medien standen dabei im Mit-telpunkt der Veranstaltung. So habe der ehemalige Spiegel-Chefredakteur am 9. November 1989 bewusst entschieden ein Fern-sehteam am Grenzposten an der Bornholmer Straße in Berlin zu positi-onieren um später festzuhalten, wie die ersten Ostberliner am Grenz-posten vorbei in den Westen strömten. „Es war die wohl bestgefilmte Revolution der Welt“, erklärte Aust und betonte hierbei die besondere Macht der Bilder. „Die Wiedervereinigung war ein Fernsehereignis“, so Aust. Denn nicht das geschriebene Wort, sondern das gezeigte Bild be-stimme die Geschichte.
Anhand des Mauerfalls verdeutlichte Aust auch die beschleunigende Wirkung der Massenmedien und den Einfluss technischer Entwicklungen. Aus dieser historisch vergleichenden Perspektive wird er in weiteren Veranstaltungen die Bedeutung der Massenmedien für die bundes-deutsche demokratische Ordnung und den Wandel von Medienfunktio-nen sowie die praktische Ausgestaltung der medialen Politikvermittlung schildern.
Mit der Gastprofessur für Politikmanagement möchte die Stiftung Mer-cator den Studierenden der NRW School of Governance neue Impulse geben. „Mit Stefan Aust konnte ein sehr experimenteller Medienexperte gewonnen werden, der noch heute Ideengeber für viele Journalisten ist“, betonte Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Dekan der Fakultät für Gesell-schaftswissenschaften und Direktor der NRW School of Governance. „Viele der Studierenden haben den Einigungsprozess gar nicht bewusst miterlebt“, erklärte Simone Weske von der Stiftung Mercator. „Es ist daher hoch interessant die Einschätzung eines erfahrenen Journalisten zu diesem Thema zu hören.“ Die Stiftung Mercator unterstützt die NRW School of Governance bis einschließlich 2011. Insgesamt umfasst die Förderung 975.000 Euro, die auch in die Gastprofessur, Förderpreise und ein Exzellenzprogramm fließen.
Die „Gastprofessur für Politmanagement der Stiftung Mercator“ wird einmal im Jahr von der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen verliehen. Ziel der Professur ist eine Erweiterung des Lehrangebotes durch Gastwissenschaftler und Experten der politischen Praxis. So soll den Studierenden ein spezifischer Einblick in die Kompe-tenzfelder der jeweiligen Träger geboten werden. Bisherige Inhaber waren u.a. Dr. Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundes-tages a.D. und ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen, oder der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement.
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Tel. 0203/379-2018,