Pressemitteilung
25.01.2006

Wenn am kommenden Freitag in Nordrhein-Westfalen die Zeugnisse vergeben werden, muss sich der 14-jährige Edvin aus Bosnien keine Sorgen machen. Denn er ist einer von 1.300 Schülern aus dem Ruhrgebiet, die am Projekt "Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" der Stiftung Mercator teilnehmen. Der Förderunterricht soll die Bildungschancen dieser Zielgruppe verbessern und ihnen einen qualifizierten Schulabschluss ermöglichen. 

Heute stellten die durchführenden Institutionen – die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen sowie die Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAAs) in Bochum, Bottrop, Gelsenkirchen, Dortmund und Duisburg – und Vertreter der Stiftung Mercator gemeinsam mit Förderlehrern und Schülern die bisherigen Erfolge des Projektes in Essen der Öffentlichkeit vor. 
Integration fängt in der Schule an 
Drei von vier Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland haben keine Berufsausbildung. Viele Schüler verlassen die Schule sogar ohne Abschluss. Das Ruhrgebiet – mit einem überdurchschnittlich hohen Bevölkerungsanteil an Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien – ist besonders stark betroffen. Wie wichtig die Bewältigung dieser Aufgabe ist, wird nicht zuletzt durch die Existenz des neu geschaffenen Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration der NRW-Landesregierung betont. Mit dem Projekt "Förderunterricht" bietet die Essener Stiftung Mercator ein konkretes Lösungsmodell. Bereits in der Schule können mit gezieltem Förderunterricht die sprachlichen und fachlichen Leistungen verbessert werden, die die Chancen auf einen qualifizierten Schulabschluss und damit auf einen Ausbildungsplatz erhöhen. Dass das Projekt erfolgreich ist, wird nicht nur aufgrund der großen Nachfrage bei den Schülern deutlich (Schüler von mehr als 100 Schulen nehmen mittlerweile teil), sondern auch dadurch, dass ihre Leistungen sich deutlich verbessern. Die Schüler werden zudem in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer Persönlichkeit gestärkt. So kann auch Edvin, Schüler der Willi-Brandt-Gesamtschule in Bottrop, diesmal ohne Sorge sein Halbjahreszeugnis entgegennehmen: "Ich bin seit einem halben Jahr beim Förderunterricht und merke erste Fortschritte. Meine Noten haben sich verbessert, in Mathe von 3 auf 2 und in Deutsch von 4 auf 3. Seit dem Förderunterricht habe ich mehr Lust im Unterricht mitzumachen. Das macht mich glücklich und ich komme gern zum Förderunterricht." Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Lösung einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland. "Gerade für Kinder aus Zuwandererfamilien ist die erfolgreiche Bildungsteilhabe der Schlüssel zur Integration – und damit auch für eine berufliche Zukunft. Wir möchten diesen Jugendlichen den Weg ebnen, damit sie frei von sprachlichen und fachlichen Barrieren ihren Platz in unserer Gesellschaft finden können", so Annabel von Klenck, Geschäftsführerin der Stiftung Mercator. 
Schüler und Förderlehrer profitieren 
Schüler aller Schulformen und der unterschiedlichsten Herkunftsländer nehmen am Förderunterricht teil. In Kleingruppen von drei bis sieben Kindern werden sie mehrmals in der Woche sprachlich und fachlich gefördert, aber auch in ihrer persönlichen und familiären Situation unterstützt. Das Besondere an dem Konzept der Stiftung Mercator ist, dass auch die Förderlehrer vom Unterricht profitieren. Für ihre Tätigkeit werden die Studierenden, überwiegend Lehramtsstudierende, durch die beteiligten Hochschulen pädagogisch geschult und begleitet. Die zukünftigen Lehrer können so wichtige Praxiserfahrungen sammeln und werden optimal auf ihren Berufsalltag vorbereitet. Allein im Ruhrgebiet werden momentan 170 Studierende mit Mitteln der Stiftung unterstützt. Deutschlandweite Präsenz Die Stiftung Mercator unterstützt das Projekt "Förderunterricht" deutschlandweit. An derzeit 30 Standorten im ganzen Bundesgebiet sind Modelle entstanden, die an die regionalen Gegebenheiten angepasst sind und langfristig tragfähig arbeiten. Die Stiftung Mercator will insgesamt 35 Projekte fördern. Jeder Standort wird mit bis zu 180.000 Euro für einen Zeitraum von drei Jahren unterstützt. Da die Stiftungsgelder ausschließlich für die Honorare der studentischen Förderlehrer bestimmt sind, bringt jeder Standort eigene Mittel in das Projekt ein. Die einzelnen Standorte freuen sich über weitere Förderer, die das Projekt zusätzlich finanziell unterstützen möchten. Informationen hierzu erhalten Sie bei den teilnehmenden Institutionen vor Ort oder bei der Stiftung Mercator.

Pressekontakt

Lothar Kuhn
Leiter Bereich Kommunikation
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