„Deutschland, wir müssen reden!“: Unter diesem Motto trafen sich am 26. und 27. Februar über 100 Organisationen aus ganz Deutschland, die von Menschen aus Einwandererfamilien gegründet wurden. Die Konferenz war stark geprägt von den aktuellen Debatten: „Auch wir sind das Volk, auch wir sind besorgte Bürger – allerdings anders, als die Pegida-Anhänger“, erklärt etwa Sheila Mysorekar vom Verein Neue deutsche Medienmacher. Und sie ergänzt: „Unsere Ängste sind nicht diffus, sie beruhen auf konkreten Entwicklungen.“ So habe beispielsweise die „Chronik flüchtlingsfeindlicher Übergriffe“ seit Anfang 2015 mehr als zehn Brandanschläge pro Monat auf Unterkünfte gezählt.
Mit Blick auf die Asyldebatte sei den Teilnehmenden wichtig: „Wir sind keine Migranten, wir sind Teil der Aufnahmegesellschaft.“ In deutschen Großstädten stammen bereits heute über 50 Prozent der Schulkinder aus Einwandererfamilien. „Eine Integrationspolitik für Migranten ist von gestern“, erklärt Breschkai Ferhad, Koordinatorin der „Neuen Deutschen Organisationen“ (NDO). „Wir brauchen eine Gesellschaftspolitik, die alle in den Blick nimmt.“
Die Neuen Deutschen Organisationen haben konkrete Forderungen erarbeitet, an deren inhaltlicher Umsetzung sie weiterarbeiten wollen. Diese sind unter anderem:
STATEMENTS der Teilnehmenden:
Kwesi Aikins von der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ erklärt: „Vieles in den letzten Wochen und Monate erinnert uns an die Situation in den 90er Jahren. Wir erleben aber auch die Erfolge Schwarzer und antirassistischer Arbeit: Es gibt immer mehr Klagen von Menschen, die von rassistischen Kontrollen betroffen sind und sich dagegen wehren.“
Kübra Gümüsay, Netz-Aktivistin und Initiatorin der Kampagne #schauhin, erklärt: „Die derzeitigen Debatten bereiten uns große Sorgen: Bei Köln war Schockstarre, es schienen die schlimmsten Bilder und Stereotype über Flüchtlinge und Muslime bewiesen zu sein. Wir haben aber ein Recht darauf, dass diese Themen ruhig und besonnen diskutiert werden und der Ton nicht von rechts diktiert wird. Es ist Zeit, dass wir, die wir für die deutsche Gesellschaft im 21. Jahrhundert stehen, bei diesen Debatten stärker mitreden.“
Nari Reinke vom Verein Deutscher Soldat und Tochter marokkanischer Einwanderer weist auf den Umgang der Bundeswehr mit Vielfalt hin: Dass muslimische Seelsorger erst ab 1.400 muslimischen Soldaten vorgesehen sind, erscheint ihr nicht zeitgemäß. „Die Neuen Deutschen sind auf dem Vormarsch, um mal militärisch zu sprechen“.
Pressekontakt:
Breschkai Ferhad (0173 3958388, info@neue-deutsche-organisation.de)
Zu den „Neuen Deutschen Organisationen“: Deutschlandweit haben sich in den vergangenen Jahren Initiativen von Menschen gegründet, die sich nicht mehr als Migranten- und Ausländervereine bezeichnen. Stattdessen heißen sie „Buntesrepublik“, „Schülerpaten“,„Deutschplus“ usw. Ihre Botschaft: Deutschsein ist heute mehr, als deutsche Vorfahren zu besitzen. Seit 2015 treffen sie sich bundesweit unter dem Dach der „Neuen Deutschen Organisationen“.