Klimaschutzziele von nicht-staatlichen Akteuren (Städte, Regionen, Unternehmen und Sektoren) gehen weiter als die erwarteten Treibhausgasreduktionen nationaler Maßnahmen in Deutschland, so eine neue Studie des NewClimate Institute, die von der Stiftung Mercator unterstützt wurde.
In der Studie wurde zum ersten Mal untersucht, inwieweit die Aktivitäten nicht-staatlicher Akteure über die Maßnahmen hinausgehen, die nationale Regierungen geplant haben. Deutschland wurde als Beispiel gewählt. Für Deutschland ist der Effekt der nicht-staatlichen Maßnahmen – zusätzlich zu den nationalen Maßnahmen – gering, aber nicht unwesentlich. Die deutsche nationale Energie- und Klimapolitik ist in vielen Fällen ambitionierter als die der nicht-staatlichen Akteure. Einige Initiativen jedoch leisten einen zusätzlichen Beitrag, beispielsweise die von Nordrhein-Westfalen oder Bayern, die einiger Städte sowie die „European Wind Initiative“ oder die Initiativen, die Gebäuderenovierungen vorantreiben.
In Zahlen: Die Maßnahmen der nicht-staatlichen Akteure führen zu Reduktionen von etwa 14 bis 32 MtCO2e pro Jahr zusätzlich zu denen aus nationalen Maßnahmen (0,8 bis 1,7% der deutschen Treibhausgasemissionen von 1990). Das würde die Umsetzungslücke zur Erreichung des deutschen Klimaziels von 40% in 2020 (derzeit 85 MtCO2e in 2020) um ein Viertel schließen.
Die zusätzlichen Emissionsreduktionen der nicht-staatlichen Akteure könnten sogar das Ambitionsniveau von Deutschland erhöhen. Wenn Deutschland im Jahr 2020 das Klimaziel von 40% Reduktion im Vergleich zu 1990 mit den derzeit geplanten Maßnahmen erfüllte, würden immer noch die nicht-staatlichen Akteure, insbesondere Nordrhein-Westfalen und Bayern, 2020 zusätzlich 9 bis 18 MtCO2e pro Jahr beitragen (0,5 bis 1,0% der Emissionen in 1990).
Der Einfluss der nicht-staatlichen Akteure ist wahrscheinlich höher in anderen Ländern. In den USA zum Beispiel sind Unternehmen sehr aktiv, in China und Indien greifen viele sektorale Initiativen.
Ebenso ist davon auszugehen, dass der Einfluss in Zukunft größer wird, da sich viele nicht-staatliche Akteure Emissionsreduktionsziele setzen. Allein in 2014/2015 sind 36 neue globale Initiativen ins Leben gerufen worden, die zusätzlich Emissionen reduzieren wollen.
„Wenn nationale Regierungen alle Maßnahmen und Ziele von Städten, Regionen und Unternehmen einbeziehen würden, könnten sie sich ambitioniertere Klimaschutzziele setzen“, sagt Prof. Dr. Niklas Höhne, Founding Partner des NewClimate Institute, einer der Autoren der Studie. „Dies ist insbesondere wichtig, da die nationalen Ziele, die für das neue internationale Klimaschutzabkommen vorgeschlagen wurden, deutlich erhöht werden müssen, wenn sie in Summe ausreichen sollen, den Klimawandel auf 2°C zu begrenzen.“
Dr. Lars Grotewold, Leiter des Bereichs Klimawandel bei der Stiftung Mercator, fügt hinzu: „Eine erfolgreiche Energiewende ist der Schlüssel für eine effektive Klimapolitik. Diese Studie zeigt, wie elementar die Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren und der Zivilgesellschaft ist, um ambitionierten Klimaschutz zu betreiben.”
Die Studie kann hier heruntergeladen werden: http://newclimate.org/publications/.
Kontakt:
Prof. Dr. Niklas Höhne, n.hoehne@newclimate.org, +49 173 715 2279
NewClimate Institute
NewClimate Institute ist ein junges wissenschaftlich orientiertes gemeinnütziges Institut mit Sitz in Köln und Berlin. Seit 2014 unterstützt das Institut Forschung und Umsetzung von Klimaschutz weltweit in den Bereichen internationale Klimaverhandlungen, Evaluierung von Klimaschutzmaßnahmen, Klima und Entwicklung, Klimafinanzierung und Kohlenstoffmärkte. NewClimate Institute verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit politischen Entscheidungsprozessen. www.newclimate.org
Cathrin Sengpiehl, cathrin.sengpiehl@stiftung-mercator.de, +49 201 24522-841