Karolína Augustová

Fellowship

Vergebende Institution

Zeitraum des Fellowships

Oktober 2020 - Oktober 2021

Projekttitel

„Auswirkungen der EU-Auslagerungspolitik auf die Alltagsmobilität und Gewalterfahrungen Geflüchteter in der Türkei“

Beschreibung des Projektes

Dieses fächerübergreifende Forschungsprojekt an der Schnittstelle zwischen den Bereichen Internationale Beziehungen und Soziologie untersucht, wie türkische Asyl- und Grenzpraktiken (die im Rahmen der Außengrenzverwaltung der EU verhandelt wurden) die Alltagsmobilität sowie die Gewalterfahrungen Geflüchteter auf lokaler Ebene beeinflussen. Frühere wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Türkei – auch als Nicht-EU-Mitglied – die Grenzpolitik im Hinblick auf Migrant*innen und Geflüchtete der EU nicht nur beeinflusst, sondern auch direkt von diesen beeinflusst wird.
Aus diesem Grund legen verschiedene Studien zur Auslagerungspolitik der EU im Rahmen der Migrationspolitik ihr Augenmerk auf die Türkei. Dennoch wurde in der Forschung bisher außer Acht gelassen, wie sich die verschiedenen Formen der Gewalt, die die zentralen Instrumente und Auswirkungen der EU-Außengrenzverwaltung darstellen, auf die alltäglichen Entscheidungen, Praktiken und Beziehungen von Geflüchteten auf ihrem Weg durch die Türkei auswirken. Diese Studie, die die alltäglichen Gewalterfahrungen Geflüchteter in der Türkei sowie die Migrationsverhandlungen zwischen der Türkei und der EU aus der Perspektive führender Politiker und Nichtregierungsorganisationen betrachtet, will diese Forschungslücke schließen. Ebenso soll beleuchtet werden, wie Mikro- und Makroebene vor Ort ineinandergreifen. Es werden qualitative Forschungsmethoden wie die teilnehmende Beobachtung und Leitfadeninterviews eingesetzt. Dabei sollen die Ergebnisse auch über die akademische Welt hinaus kommuniziert werden – an die breite Öffentlichkeit, politische Entscheidungsträger und Aktivisten.

Kurzbiografie

Karolína Augustová hat an der Aston University (Birmingham, UK) in Soziologie und Internationale Beziehungen promoviert. In ihrer Dissertation befasste sie sich Grenzgewalt gegen Geflüchtete an der Grenze zwischen der Europäischen Union und Bosnien-Herzegowina. 2019 hatte sie einen Forschungsaufenthalt am Institut für Migrationsstudien der American University of Beirut im Libanon.

Im Zentrum ihrer Forschung stehen die alltäglichen Erfahrungen von Grenzgewalt an südosteuropäischen und türkischen Grenzen in Zusammenhang mit der Auslagerungs- und Grenzpolitik der EU. Insbesondere interessiert sie sich dafür, wie sich verschiedene Arten von Gewalt (direkt/strukturell/kulturell) auf alltägliche soziale Abläufe an den Grenzen auswirken und welche Rolle Intersektionalität (Gewalt durch Männer, Rassismus, Nationalismus) bei Grenzgewalt spielt.
Für ihre Untersuchungen greift sie auf qualitative Forschungsinstrumente, ethnografische Feldforschung und partizipative Methoden (aktivistische Forschung in Flüchtlingslagern und partizipative Fotografie) zurück.

In ihrer vorherigen Forschung (M.A. an der Aston University, UK, B.A. an der Karls-Universität, Tschechische Republik) konzentrierte sie sich auf mikropolitische Themen im postsowjetischen und südosteuropäischen Kontext: das Obdachlosigkeitsrisiko von Frauen in der Tschechischen Republik, Menschenrechte Jugendlicher mit Behinderung in Pflegeeinrichtungen in der Ukraine und illegale Grenzübertritte männlicher Geflüchteter entlang der „Balkanroute“.