Vor dem Hintergrund der steigenden Zahl von (unbegleiteten) Kindern und Jugendlichen, die in den letzten Jahren in Deutschland und der Türkei Schutz gesucht haben, zielt dieses Projekt darauf ab, Rollen und Strategien zivilgesellschaftlicher Akteure im Rahmen inklusiver Bildungsprozesse in innerstädtischen Räumen näher zu beleuchten. In empirischen Fallstudien in Istanbul und Berlin werden die Aktivitäten zivilgesellschaftlicher Akteure im Feld von (Flucht-)Migration und Bildung näher in den Blick genommen und gefragt, wie diese in aktuelle politische Dynamiken im genannten Feld, gesellschaftliche Diskurse um „Flüchtlinge“ sowie neoliberale Bildungsreformen in den beiden Ländern involviert sind. Über die Analyse der Arbeit der Bildungsakteure vor dem Hintergrund politisch-struktureller Rahmenbedingungen und Diskurse sollen Faktoren identifiziert werden, die sowohl inklusive Bildungsprozesse als auch die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Akteuren in diesem Bereich erschweren. Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsprojekts ist es, Visionen, Konzepte und Strategien der Akteure sichtbar zu machen, die darauf abzielen, diskriminierende Praktiken im Bildungswesen abzubauen und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Das Projekt möchte hierfür zivilgesellschaftliche Akteure aus Deutschland und der Türkei in den Austausch über notwendige Bildungskonzepte und -reformen bringen, die die Bedürfnisse aller Lernenden im Schulsystem berücksichtigen, sowie solidarische Bildungsnetzwerke stärken.
Ellen Kollender beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Bildungsungleichheiten in Migrationsgesellschaften, insbesondere mit der Frage, inwiefern rassistische und neoliberale gesellschaftliche Entwicklungen auf aktuelle Bildungs- und Schulentwicklungsprozesse Einfluss nehmen. In ihrer Arbeit setzt sich Ellen Kollender zudem mit dem Verhältnis von Schulen, Eltern und zivilgesellschaftlichen Organisationen auseinander. Ellen Kollender hat in Geisteswissenschaften promoviert und ein Diplom in Politikwissenschaft. Nach Erhalt eines Promotionsstipendiums der Hans-Böckler-Stiftung, war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg tätig. In ihrer Doktorarbeit befasste sie sich mit schulischen und sozialen Exklusionsprozessen von Familien mit ‚muslimischem‘ und/oder ‚migrantischem‘ Hintergrund im Kontext eines erstarkenden Nationalismus sowie neoliberaler Reformen in Deutschland. Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte untersuchte und entwickelte sie Ansätze einer demokratischen und anti-rassistischen Schulentwicklung und Lehrer*innenbildung. Sie schulte und beriet außerdem zivilgesellschaftliche und staatliche Akteure, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, im Bereich der Diversitätssensibilisierung und Antidiskriminierung. 2016 initiierte sie ein Projekt in den Berliner Bezirke Kreuzberg und Neukölln, das darauf abzielte, institutionelle Diskriminierung im schulischen Bereich zu thematisieren und Ansätze zu ihrer Bearbeitung gemeinsam mit Eltern, Pädagog*innen und lokalen Bildungsakteuren weiterzuentwickeln. Darüber hinaus arbeitete sie als Seminarleiterin in der politischen Erwachsenenbildung in Hamburg und Istanbul.