Andrea Weiss

Fellowship

Vergebende Institution

Institution, an der das Projekt realisiert wird

Zeitraum des Fellowships

Dezember 2019 - Dezember 2020

Projekttitel

Bahnstrecke Baku-Tiflis-Kars: Geopolitische Metaphorik und die Rolle der Türkei in der Verbindung zwischen EU-Europa und Asien

Beschreibung des Projektes

Bilder von Transportkorridoren, Öl- oder Gas-Pipelines und anderer Megaprojekte beschwören häufig alte Geschichten neu aufflammender geopolitischer Rivalitäten zwischen Weltmächten wie der EU und China und der Vorherrschaft über kleinere Nationalstaaten an deren Außengrenzen herauf. Diese geopolitische Bildersprache kommt auch in Bezug auf die kürzlich errichteten Transportkorridore zum Tragen, mit denen Europa besser an China angebunden werden soll. Andrea Weiss untersucht in ihrer Arbeit ein solches Infrastrukturprojekt, die Bahnstrecke Baku-Tiflis-Kars (kurz BTK). Diese häufig als „Neue Seidenstraße“ bezeichnete Bahnlinie verbindet zahlreiche Akteure auf verschiedenen Ebenen und über Grenzen hinweg. Sie ist sowohl eine physische Infrastruktur in der Landschaft als auch ein gestaltgewordenes geopolitisches Symbol. Das Forschungsprojekt untersucht insbesondere die Rolle der türkischen staatliche Eisenbahngesellschaft TCDD, türkischer und internationaler Unternehmen für Fracht- und Passagierbeförderung, örtlicher staatlicher und nichtstaatlicher Institutionen für Eisenbahnbau und -management sowie der Einwohner der türkisch-georgischen Grenzregion.
Auf lokaler, translokaler, grenzüberschreitender und globaler Ebene wird untersucht, wie die BTK die Verbindung zwischen Europa und Asien stärkt, welche Akteure welche Ansprüche erheben und mit welchen geopolitischen Bildern und Narrativen sie die BTK beschreiben und zu welchem Zweck – und schließlich, wie haltbar das Versprechen der BTK in Bezug auf eine verbesserte Anbindung ist.

Kurzbiografie

Andrea Weiss ist Ethnologin mit Schwerpunkt auf der Region Kaukasus. Ihr Hauptinteresse gilt der politischen Anthropologie, Grenzgebieten, grenzüberschreitenden Verbindungen, Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie, der Wirtschaftsanthropologie und Infrastruktur. Andrea Weiss hat einen Abschluss in Ethnologie und Politikwissenschaft der Universität Wien und einen Master in Zentralasien- und Kaukasus-Studien der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie erhielt verschiedene Stipendien, u. a. vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle, dem Orient-Institut in Istanbul sowie ein Marie-Curie-Stipendium von der Central European University in Budapest. Ferner war Andrea Weiss als Forscherin am Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit für das internationale Forschungsprojekt ISSICEU (Intra- and Inter-Societal Sources of Instability in the Caucasus and EU Opportunities to Respond) tätig. Sie betrieb Feldforschung in Kroatien, Georgien, dem De-facto-Staat Abchasien, der Türkei und Iran. Sie ist Mitherausgeberin des 2019 bei Routledge erschienenen Buchs Reconfigurations of Political Space in the Caucasus.