HINTERGRUND:
Schon immer gab es soziale Ungleichheit bei Einkommen, Vermögen, Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe, die wir als Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft definieren. Gründe für Ungleichheit sind etwa die soziale oder ethnische Herkunft sowie die Religionszugehörigkeit. Während die Unterschiede in Deutschland über lange Zeit abnahmen, haben sie in den vergangenen beiden Jahrzehnten erneut zugenommen. Daten zur Einkommensverteilung belegen, dass die Armutsquote seit 1991 kontinuierlich gestiegen ist und auch die Gruppe der „dauerhaft Armen“ wächst. Armut geht stark mit geringerem Bildungsniveau einher. So erwerben Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status oder aus Familien mit niedrigen Bildungsabschlüssen in der Regel ebenfalls niedrigere Bildungsabschlüsse. Sie haben damit von Geburt an schlechtere Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Leichtere Bildungszugänge und bessere berufsqualifizierende Abschlüsse verringern die soziale Ungleichheit.
Bisherige Versuche, dies zu erreichen, haben jedoch zu wenig Wirkung gezeigt. Deshalb muss die Zusammenarbeit der verschiedenen Bildungseinrichtungen untereinander und mit der Kinder- und Jugendhilfe verbessert sowie der Blick auf Eltern und Familien erweitert werden. Zudem muss die Politik Personal und Geld stärker dort einsetzen, wo der Bedarf am größten ist.
Menschen mit Migrationshintergrund haben häufig einen niedrigen sozioökonomischen Status und erleben Diskriminierung. Das ist nicht nur ein Problem für die Betroffenen. Sind ganze Gruppen benachteiligt und diskriminiert, etwa auf dem Arbeitsmarkt, so spaltet dies die Gesellschaft noch mehr. So sammeln sich in bestimmten Quartieren Probleme und es entstehen Konflikte. Dem gilt es, vor Ort zu begegnen. Dafür sind zwei Dinge notwendig: zum einen der Wille jedes Einzelnen, etwas zu verändern. Zum anderen müssen kommunale Entscheidungsträger*innen Strukturen für eine langfristige soziale Integration aufbauen und das lokale Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft fördern.
Neben der sozialen Integration ist die Integration in den Arbeitsmarkt eine Herausforderung. Denn immer wieder zeigt sich: Nicht nur neu Zugewanderte, sondern auch Menschen, die bereits in zweiter, dritter oder vierter Generation in Deutschland leben, haben geringere Zugangs- und Aufstiegschancen – und das, obwohl sie teilweise die gleichen Bildungsabschlüsse haben wie Deutsche ohne Migrationshintergrund.
Diese wachsende soziale Ungleichheit gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dieser umfasst verschiedene Aspekte von persönlichen Erfahrungen, eigenem Engagement für andere, individuellem Zugehörigkeitsgefühl bis zu Erwartungen an eine positive Zukunft. Der Zusammenhalt ist zentraler Ausdruck eines intakten und solidarischen Gemeinwesens – und damit für eine funktionierende demokratische Gesellschaft.
Studien belegen: Für den Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist wichtig, dass breite Teile der Bevölkerung Diversität akzeptieren. Begegnung und Dialog zwischen verschiedenen Gruppen ermöglichen tiefergehende Einblicke in gegenseitige Lebenswirklichkeiten. So können Menschen Vorurteile abbauen und gegenseitiges Vertrauen stärken. Zivilgesellschaftliche Akteure können mit ihrem Engagement hier eine zentrale Rolle übernehmen.
Auch strukturell ist es notwendig, dass mehr Akzeptanz beziehungsweise ein anderer Umgang mit Diversität entsteht und Benachteiligung sowie Diskriminierung abgebaut werden. Das gilt insbesondere für Menschen, die in einem für gesellschaftliche Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt sensiblen Sektor arbeiten – beispielsweise im Gesundheits- oder Bildungswesen sowie bei Justiz und Polizei. Teilhabe und Zusammenhalt sind langfristig nur dann möglich, wenn alle mit Diversität umgehen können und Menschen nicht mehr diskriminiert werden – etwa aufgrund ihrer ethnischen, kulturellen und sozialen Herkunft.
Damit sich gesellschaftlich etwas ändert, arbeiten wir eng mit Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Grundlage ist ein vertrauensvolles Netzwerk dieser Akteure.