Pressemitteilung
Berlin, 09.05.2018

Einige Politiker von Unionsparteien wollen Kinder mit Fluchterfahrung getrennt schulen. Bevor sie in die Regelklasse dürfen, soll eine „Sprach- und Wertevermittlung vorgeschaltet“ werden. Für Chancengerechtigkeit in der Bildung ist das fatal.
Dazu die Sprecher*innen der „neuen deutschen organisationen“:
Sonderunterricht für ausländische Kinder bedeutet, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Wir wissen, wovon wir sprechen. Viele von uns haben schlechte Erfahrungen mit pädagogischen Sondermaßnahmen für Migrantenkinder gemacht. In Muttersprachklassen oder Sonderschulen haben viele nie die Chance erhalten, ihre Talente zu entfalten und richtig Deutsch zu lernen. So kommt es, dass der Anteil von Schüler*innen aus Einwandererfamilien in Gymnasien oder unter geförderten Hochbegabten in Deutschland deutlich geringer ist, als in anderen Einwanderungsländern.
„Diejenigen von uns, die studiert haben, haben es nicht wegen des deutschen Bildungssystems geschafft, sondern trotzdem“, sagt Ferda Ataman. „Viele haben keine Empfehlung fürs Gymnasium erhalten, etliche machten ihren Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg.“
Wenn CSU-Politiker Markus Söder erklärt, viele Eltern würden sich wegen der Zuwanderung um die Bildungschancen ihrer Kinder sorgen, macht er deutlich, worum es eigentlich geht: „Hier wird bewusst Segregation im Bildungsbereich gefördert“, sagt Karim El-Helaifi. „Geflüchtete Kinder sollen unter dem Vorwand von Werte-Unterricht von den anderen getrennt werden.“ Die Annahme, dass sie erst in einem gesonderten Unterricht lernen, was richtig und was falsch ist, zeugt von einem rassistischen Weltbild. Demnach wären deutsche Kinder „Flüchtlingskindern“ in Wertefragen prinzipiell überlegen. „Der getrennte Ansatz ist falsch. Alle Kinder brauchen Aufklärung über Menschenrechte, Rassismus, Antisemitismus, usw. Nicht nur Geflüchtete“, sagt El-Helaifi.
„Deutschland hat viel Erfahrung im Umgang mit Migranten und ihrer Integration gemacht, gute wie schlechte“, sagt Dominik Wullers. „Aus den Fehlern lernen würde bedeuten, Chancengerechtigkeit zu fördern, statt Segregation.“
Zu den ndo:
Die neuen deutschen organisationen sind ein bundesweites Netzwerk von über 100 Initiativen, die sich für Vielfalt und gegen Rassismus engagieren. Die ndo sind eine postmigrantische Bewegung für ein inklusives Deutschland, das chancengerecht für alle ist. Die Geschäftsstelle wird gefördert durch die Stiftung Mercator und ist angesiedelt beim Verein „Neue deutsche Medienmacher“.
Pressekontakt:
medien@neue-deutsche-organisationen.de

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