Pressemitteilung
Berlin, 06.04.2016

Erneuerbare Energien hatten im vergangenen Jahr unter allen Energieträgern den größtenAnteil an der Stromversorgung in der Europäischen Union. Mit 29 Prozent lagen sie vor Atomstrom (27 Prozent)und Kohlestrom (26 Prozent). Nachdem die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien von 2010 bis 2013stark gewachsen war, legten sie im Jahresvergleich 2014/2015 nur noch leicht zu – von 899 auf 922Terawattstunden (TWh). In gleichem Maße wuchs die klimaschädliche Verstromung von Kohle an, die damitwieder das Niveau von 2010 erreichte. Infolgedessen stiegen die Kohlendioxidemissionen des Stromsystems derEuropäischen Union um zwei Prozent an. Das geht aus einem Rückblick über das europäische Stromjahr 2015hervor, den das unabhängige Denk-und Politiklabor Agora Energiewende auf Basis aktueller offizieller Zahlenvorgelegt hat.
Der Anstieg bei den Erneuerbaren Energien geht insbesondere auf den Ausbau der Windenergie zurück. Sie legteum 50 TWh auf 307 TWh zu. Da im Vergleich zu 2014 die Niederschläge ungünstiger ausfielen, sank dieStromproduktion von Wasserkraftwerken um 36 TWh. Insgesamt steuerten die Erneuerbaren Energien 923 TWhzur Stromproduktion in der EU bei, seit 2010 ist ihr Beitrag damit um rund 50 Prozent gewachsen. Die Ländermit dem größten Anteil Erneuerbarer Energien sind Deutschland (193 TWh), Italien (109 TWh), Spanien (99TWh), Schweden (97 TWh) und Frankreich (90 TWh).
Dominierend bei der Kohleverstromung waren Deutschland (158 TWh Braunkohle, 118 TWh Steinkohle), Polen(54 TWh Braunkohle, 79 TWh Steinkohle) und Großbritannien (95 TWh Steinkohle). Die Kohleverstromung hatsich seit 2010 strukturell und größenordnungsmäßig nicht wesentlich verändert, nach leichten zwischenzeitlichenVariationen beläuft sie sich im Jahr 2015 auf 833 TWh (2010: 832 TWh). Im Gegensatz dazu sank dieStromerzeugung aus Gas seit 2010 von 786 auf 485 TWh. Hierin spiegeln sich die Auswirkungen sowohlniedriger Beschaffungskosten für Kohle als auch niedriger Preise für CO2-Zertifkate wider. Diese habengemeinsam dazu geführt, dass die Grenzkosten der Kohleverstromung durchweg unter den Grenzkosten derGasverstromung lagen. Wäre die Kohleverstromung in dem Maße wie die Gasverstromung zurückgegangen unddie Gasverstromung konstant geblieben so würde der europäische Stromsektor heute etwa 100 Millionen TonnenCO2 weniger ausstoßen. „Kohle verdrängt Gas auf dem europäischen Strommarkt. Angesichts derKlimaschädlichkeit von Kohle müsste es genau anders herum sein“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor vonAgora Energiewende. „Gäbe es einen CO2-Preis von etwa 30 Euro pro Tonne CO2, statt der aktuellen 5 Euro, sokämen die klimafreundlicheren Gaskraftwerke wieder zum Zuge.“
Die Europäische Union hat beschlossen, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent unterdas Niveau von 1990 zu senken und den Anteil der Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch auf 27 Prozentzu steigern. „Um diese Ziele zu erreichen, muss in den kommenden 15 Jahren der Anteil der ErneuerbarenEnergien im Stromsektor auf etwa 50 Prozent steigen. Die Kohleverstromung muss dazu um etwa zwei Drittelsinken“, sagt Graichen. „Die Dekarbonisierung des Stromsektors steht jetzt auf der Agenda Europas.“ Um diedafür nötigen Maßnahmen im Zusammenhang zu betrachten, hat Agora Energiewende zeitgleich mit dem EUJahresrückblick2050 das Konzeptpapier „The Power Market Pentagon“ vorgelegt.
Die Analyse „Energy Transition in der Power Sector in Europe – State of Affairs 2015“ wurde von AgoraEnergiewende gemeinsam mit dem Öko-Institut erarbeitet. Sie steht unter www.agora-energiewende.de zumDownload bereit.
für redaktionelle Rückfragen:
Christoph Podewils, Leiter Kommunikation
Tel: 030/2844901-10, Mobil: 0151/27656196
christoph.podewils@agora-energiewende.de

Pressekontakt

Lothar Kuhn
Leiter Bereich Kommunikation
+49 201 24522-36
@