Pressemitteilung
Essen, 19.12.2013

Deutschland und die Türkei sind in vielen Bereichen eng verbunden. Doch was denken die Deutschen über die Türkei? Für viele ist das Land vor allem ein touristisches Ziel, wie eine repräsentative Studie der Stiftung Mercator zeigt. Beim strittigen Thema EU-Beitritt waren die Einstellungen gespalten: 49 % der befragten Personen lehnen einen Beitritt der Türkei ab, 46 % sind dafür. Grundsätzlich wird deutlich: Je enger die Kontakte zu Menschen aus der Türkei sind, umso positiver ist das Bild der Befragten.
Zwischen der Türkei und Deutschland existieren seit vielen Jahrzehnten enge politische und Handelsbeziehungen. Hinzu kommen starke gesellschaftliche Verflechtungen. Mit fast 2,5 Millionen stellen türkeistämmige Personen die größte Gruppe unter Menschen mit Migrationshintergrund in der Bundesrepublik dar. Um nähere Einblicke in das Türkeibild der Deutschen zu erhalten, ließ die Stiftung Mercator im Frühjahr 2013 das Umfrageunternehmen Gallup in einer repräsentativen Umfrage 1.020 Personen in Deutschland befragen.
Zunächst zeigt sich: Die Türkei ist ein Land mit vielen Facetten. So verbinden die befragten Personen insgesamt über 2.850 verschiedene Assoziationen mit der Türkei. Kategorisiert man diese, wird jedoch deutlich, dass die meisten die Türkei vor allem als Urlaubsziel begreifen. So assoziieren 35 % der Befragten das Land positiv mit Tourismus und Urlaub. Danach folgt die türkische Küche. Die am häufigsten genannte negative Assoziation mit der Türkei hingegen ist die Einschätzung, es gebe zu viele türkeistämmige Menschen in Deutschland.
Beim Thema Wirtschaft überwiegt häufig noch ein falsches Bild: 42 % der Umfrageteilnehmer schätzen – zu Unrecht – ein, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren höher gewesen sei als das in der Türkei und 16 % schätzen das Wachstum lediglich als gleich ein. Tatsächlich waren die türkischen Wachstumszahlen von 2008 bis 2012 höher als die deutschen.
Die Umfrage thematisiert auch zwei häufig emotional diskutierte Fragen: einen möglichen EU-Beitritt der Türkei sowie die Frage, ob die Anzahl der in Deutschland lebenden türkeistämmigen Menschen zu hoch sei. Bei einer potenziellen EU-Mitgliedschaft zeigt sich ein gespaltenes Bild. Fast die Hälfte (49 %) lehnt einen Beitritt in den nächsten zehn Jahren ab, jedoch fast genauso viele (46 %) sind dafür. Bei der Frage, ob die Zahl der in Deutschland lebenden türkeistämmigen Menschen zu hoch sei, so lehnt eine klare Mehrheit (59 %) diese Auffassung ab. Rund ein Drittel der Befragten stimmt der Aussage jedoch zu.
Bei der gesamten Umfrage zeigt sich, dass Personen, die entweder alltägliche oder auch enge freundschaftliche Beziehungen zu türkeistämmigen Personen unterhalten oder aber die Türkei in den letzten fünf Jahren besucht haben, insgesamt ein etwas positiveres Bild von der Türkei haben als die Befragten, die keine derartigen persönlichen Anknüpfungspunkte haben. Mit dem Vorhandensein persönlicher Beziehungen zu Land und Leuten geht nicht nur eine positivere Einschätzung der Türkei, sondern zudem eine realistischere Einschätzung der gegenwärtigen Situation in der Türkei einher. Besonders wird dies bei der Frage nach dem Vergleich des Wirtschaftswachstums in der Türkei und Deutschland deutlich.
„Die Umfrage zeigt interessante Aspekte des zum Teil gespaltenen Türkeibilds der Deutschen“, kommentierte Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator. „Wir sehen aber auch deutlich: der Austausch zwischen den beiden Ländern und Gesellschaften ist elementar, um das Bild der Türkei in Deutschland zu schärfen. Die Türkei ist ein dynamisches, modernes Land mit hohen Wachstumsraten und einer jungen Bevölkerung. Die Stiftung Mercator setzt in ihrem Bereich Internationale Verständigung vor allem auf den Austausch von Menschen und Ideen und fördert im Türkeibereich beispielsweise verschiedene Stipendien- und Austauschprogramme zwischen Deutschland und der Türkei für Schüler, Kulturschaffende und Fachkräfte. Die Studie bestärkt uns in diesem Engagement.“
Die vollständige Studie kann Christine.ehrig@stiftung-mercator.de

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Lothar Kuhn
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