Bei diesem Forschungsprojekt handelt es sich um eine vergleichende Studie über die Außenpolitik der Türkei in einem zentralisierten politischen System, Ungarn, und in einem dezentralisierten Land, Deutschland. Ziel ist es, die Außenpolitik der Türkei im Kontext der jüngsten Bemühungen Ankaras um eine Aussöhnung mit der EU zu untersuchen.
Seit der Einführung des Präsidialsystems im Jahr 2018 hat sich die Außenpolitik der Türkei zunehmend um das Amt des Präsidenten herum zentralisiert. Seitdem konzentriert sie sich auf die Bildung von Ad-hoc-Bündnissen mit ähnlich regierten Regimen im Ausland. Dies hat zwar zu einer Verschlechterung der Beziehungen zu Deutschland geführt, aber auch mehr Interaktionen mit Ungarn ermöglicht. Angesichts der Rhetorik der türkischen Regierung, sich nach den Wahlen in der Türkei im Mai 2023 mit der EU zu versöhnen, bleibt die Frage offen, ob das türkische Außenministerium sich mit regelbasierten Regierungssystemen wie Deutschland versöhnen kann, während es gleichzeitig enge Beziehungen zu zentralistischeren, führergesteuerten Ländern wie Ungarn unterhält. Die vorliegende Studie verfolgt einen qualitativen Ansatz zur Untersuchung dieser Frage und stützt sich dabei auf halbstrukturierte Interviews mit Diplomaten, Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern.
László Szerencsés promovierte in Recht und Politik an der Universität Graz mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. In seiner Dissertation untersuchte er die Außenpolitik der Türkei im Kosovo und in Serbien (2013-2020). Seine Arbeit basiert auf umfangreichen Feldforschungen in der Türkei, im Kosovo und in Serbien. Er hat einen MA in Globaler Politischer Ökonomie von der Universität Kassel und einen BA in Internationalen Beziehungen von der Budapest Business University.
Im Frühjahr 2023 war er Bluebook-Praktikant beim Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), Abteilung Türkei/Eastmed. Im Jahr 2019 arbeitete er als Projektassistent im Projekt Migration-Integration-Religious Diversity (MIR) an der Universität Graz. Davor absolvierte er Praktika am Center for European Policy Analysis (CEPA) in Washington, DC, im ungarischen Außen- und Handelsministerium in Budapest und in der ungarischen Botschaft in Berlin.